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DER FANATIKER

Al Cook Special – Eine sozialpsychologische Studie über einen, heute nicht mehr so seltenen Menschenschlag. © by Al Cook 2006

DER FANATIKER

Immer wenn mir der Stoff für interessante Beiträge ausgeht, gibt mir der Alltag meines Musikerdaseins einen Kick, der die grauen Zellen unter meiner dünner gewordenen, aber immer noch passablen Elvistolle in Wallung gebracht hat.
Ihr habt richtig geraten, vordergründig, einleitend und abschließend geht es um den King, aber eher um einen seiner zahlreichen Fans, dem ich eigentlich ungewollt blutunterlaufene Augen beigebracht habe. Der Grund seiner Erregung war ein alter Beitrag, den ich vor längerer Zeit anläßlich des Geburtstages meines Jugendidols Elvis Aaron Presley verfaßt habe.
Bei Gott, das war ein bitterböses Traktat, das mir da mit „liebevoller Verachtung (!)“ unterzeichnet, ins Web gemailt wurde. Nun, da dieser Brief an mich persönlich gerichtet war, möchte ich den Inhalt in Respektierung des Autors nicht sonderlich breittreten, aber ich kann Euch sagen, er strotzte voller Breitseiten, die auf eine verletzte Eitelkeit eines Fanatikers schließen läßt, der sich über sein Idol zu definieren scheint.


Der Terminus Fan hat sich längst als Abbrevativ zum Begriff des Fanatikers abgehoben. Als Fans bezeichnet man heute bloß besondere Liebhaber einer Sache oder einer verehrten Person, die in ihrer Verehrung über das bloße, vergängliche Konsumieren hinausgehen. Klar, ich gehöre auch zu diesem Kreis, denn wie würde somanche Kunst überleben, wenn’s nicht diese verrückten Sammler und Archiviertypen gäbe. Das ist okay und auch mühelos nachzuvollziehen. Was mich aber seit dem Beginn meiner Tätigkeit unangenehm berührt, sind die kritiklosen, verbohrten Fanatiker, die es sich kategorisch verbitten, über den Gegenstand ihrer Götzenverehrung auch nur zu diskutieren.
Ich bin eine Nacht lang wachgelegen, um über das Phänomen des Fanatismus im Allgemeinen nachzudenken.


Durch das heutzutage weltweite Problem des religiösen und politischen Fanatismus ist diese Frage nicht nur aktuell, sondern auch akut geworden, denn da beginnt diese Spielart der subjektiv motivierten Militanz lebensgefährlich zu werden. Ich will aber nicht über Suizidattentäter und glutäugige Meuchelmörder berichten, sondern in unserer kleinen Welt der Musik und der mehr oder weniger bekannten Starpersönlichkeiten verweilen.

Der Fanatiker ist meines Erachtens das Ergebnis eines fallspezifisch zu definierenden psychopathologischen Befundes, der bei näherer Betrachtung auf neurotisierende Lebensumstände zurückzuführen ist. Er spricht auf irgend eine Lehre oder eine Führerpersönlichkeit an, die er vergöttert und dessen Verehrung zum Lebenszweck erhoben wird. Mit fortschreitender Intensität dieser, als fixe Idee festgefressenen Überzeugung, die oft nur ein nicht objektivierbarer Glaube ist, isoliert sich der Fanatiker bald völlig von der Fähigkeit des objektiven Denkens.

Gerät eine solche Persönlichkeit in eine Diskussion über ihr weltanschauliches Gebiet, wird die vom Unterbewußtsein konstruierte Meinung mit kritikloser Panzersturheit durchgezogen, die ihr von einer Überzeugung aufgezwungen wird, die auf keinen Fall in Frage gestellt werden darf. Zur Diskussion gestellt, wird der Gegenstand der Verehrung der Fragwürdigkeit und der möglichen Abwertung ausgesetzt und das kann der Fanatiker nicht zulassen. Er zieht die Waffe gegen den Gesprächspartner, weil er ihn als Feind empfindet, der ihm über die Demontage seines Idols am Zeug flicken will, wenn ihn nicht gar zu zerstören beabsichtigt. Seine Reaktion verläßt bald das Terrain des eigentlichen Diskussionsgegenstandes und er versucht nicht einmal mehr, seinen Standpunkt zu vertreten, sondern reitet gegen den „Lästerer“ persönliche Attacken, die nicht selten in Verbalinjurien ausarten. Wie weit das auf dem Gebiet der Politik und Religion gehen kann, erleben wir ja tagtäglich in den Nachrichten.

Verlassen wir nun das Gebiet globaler Probleme und konzentrieren uns auf das Fachgebiet, in dem wir groß geworden sind. Musik und deren Stars.


Hatte ich vor einem Jahr mein Kreuz mit den Freidenkern, muß ich mich heute mit fanatisierten Elvis-Fans oder Bluesfaschisten herumschlagen. Der Kardinalfehler, den beide Seiten begehen, ist immer wieder derselbe…..man hört nicht zu, man liest nicht aufmerksam, man spricht nicht mit mir, man reißt Wörter oder ganze Textstellen aus dem Zusammenhang und konstruiert sich eine Verteidigungsstrategie, die mich dann kurzerhand zum „neidisch-haßerfüllten Minderwertigkeitskomplexler“ degradiert, um mir schließlich klarzumachen, daß ich nur ein kleiner, unbedeutender Wicht bin. Offensichtlich hat sich der Verfasser dieser unsachlich-unqualifizierten Zeilen auf den Schlips getreten gefühlt. Indem ich sein Idol, das auch einmal meines war, auf die menschliche Lauterkeit reduzierte, schien ich ihm seine Identität beschmutzt, oder angekratzt zu haben. Der liebe Mann las gleich nicht mehr weiter, sondern klammerte sich an einzelne Wörter, die er als eindeutige Beleidigung seines Abgottes zu erkennen glaubte, über den er sich offensichtlich definiert. Hätte der in seiner Eitelkeit gekränkte Mensch weitergelesen und ein wenig nachgedacht, hätte er erkannt, daß hier nicht Elvis aufs Korn genommen wurde, sondern seine kritiklosen, kadavertreuen Fans, für die jeder Rülpser des King eine Seite aus der heiligen Schrift zu sein scheint.
Elvis hatte durch die rastlose Gedenkindustrie ein Image verpaßt bekommen, das ihn „larger than life“ erscheinen läßt. Ein weltweites Netz von sektiererischen Fanatikern sorgt dafür, daß Elvis nicht nur als heilige Ikone immer entrückter und göttlicher erscheint, sondern vor allem seinen Managern und Rechtsnachfolgern die Kohle nicht ausgeht, die ihre schleimscheißerischen Drohnenärsche warm hält. Ich weiß, daß das wieder eine harte Partie ist, aber das sind die himmelstinkenden Mißstände, die ich kritisiere. Ob der King der Größte war, oder nicht, ist ein Werturteil, das mir nicht zusteht, weil ich selbst ein Fan war, der sich sogar an ihm aufbaute, als man mir meine Persönlichkeit durch Ohrfeigenerziehung zerstörte, bevor ich überhaupt eine entwickeln konnte. (Siehe später einmal in meiner Autobiographie „Kein Platz für Johnny B. Goode“)



Also ich baute mich an Elvis auf und wollte seine Musik weitertragen, was aber durch das Erscheinen der Beatles zunichte gemacht wurde. Letztendlich enttäuschte er mich, als er sich von seinem Manager Col. Parker zum Schmalz- und Schnulzenheini und nachher zur aufgedunsenen kreidebleichen Las Vegas Leiche machen ließ, die sich nur mehr vor halbtoten Gruftpuppen, lallend seinen Text vergessend, mitleiderregend produzieren mußte, um seinen Lebensstil und dessen kotzige Memphis Mafia zu finanzieren. Liebe Freunde, das ist Mitleid mit einem einst geliebten Idol und kein abschätziges Heruntermachen seitens eines haßerfüllten Neidhammels, der ihm seine Position in der Musikgeschichte nicht gönnt. Ich glaubte auch einst, daß es nichts Schöneres gäbe, als wie Elvis zu sein. Heute möchte ich um keinen Preis mit ihm tauschen, denn von der Fuchtel einer erdrückend dominanten Mutter unter die Knute eines Managers zu kommen, der eigentlich mit seinem Klienten ohne Rücksicht auf dessen künstlerische Ambitionen nur Geld machen will, ist beileibe weder der Weg, noch das Ziel an dem ich abgewunken werden will.
Daß Elvis derjenige war, der die Mauer der Segregation von schwarz und weiß endgültig niederriß, war sicher sein Verdienst, aber auch nur unter dem Aspekt der 50er Jahre zu begreifen. Was er bewirkte, zog er mit sich. Elvis hatte nie die Intuition, die Gesellschaft zu verändern, es passierte einfach „too fast“, wie er einmal in einem Interview bemerkte. Groß machten ihn die verschiedenen Komponenten, die zur rechten Zeit am rechten Ort zum Tragen kamen. Er hatte nie einen Ton oder ein Wort komponiert, sondern hatte seine Songschreiber und brauchte sich nur die Titel aussuchen. Seine weltweit agierenden Fanclubs sorgen dafür, daß es sich erst einmal für eine Million verkaufter Tonträger ausgeht, gleich wie gut oder schlecht sie sind. Man darf nicht vergessen, daß es die Fanatiker waren, die ihm während der Beatles-Ära bis zu seiner legendären Burbank Show im Jahre 1968 den Schwimmreifen machten. Was ich absolut nicht unter den Hut kriege, ist die Tatsache, daß ihm der Großteil seiner Fangemeinde bis über sein fettes Ende hinaus die Nibelungentreue gehalten haben, wie einem Familienmitglied, das gerade das Zeitliche gesegnet hat. Was vermittelt diese mythische Figur des Elvis, die so gar nichts mit dem Elvis Aaron Presley zu tun hat, der peinlich überrascht war, als tausende Mädchen nasse Höschen und ihr erstes Muschisausen bekommen haben.



Doch liebe Freunde, diese Beschreibungen haben doch bei Gott und allen Erzengeln nichts mit einer arroganten Degradierung seitens eines unbedeutenden Wichtes zu tun, der provoziert, weil er PR wie ein Stück Brot nötig hat. Ich mache keinen Menschen nieder, um Größer zu erscheinen….merkt Euch das endlich!!! Ich habe solch billige Methoden während meiner dreizehnjährigen Tätigkeit unterm Industrieproletariat zur Genüge kennengelernt und auch nicht notwendig, mich derer zu bedienen. Ich hoffe, das ist jetzt endgültig und für alle Zeiten klar!!! Wer’s nicht begreifen will, soll sich durch meine Artikel ackern, oder sich mit mir persönlich in Verbindung  setzen.

Ich möchte mich gerne wieder einmal fruchtbringenderen Themen zuwenden und die Blues at. mit musikwissenschaftlichen, oder informativen Beiträgen versorgen.

Fazit: Ich habe gesprochen…hugh. Das heißt, daß ich glaube, genug Aufklärungsarbeit geleistet zu haben und bin nicht mehr Willens den kostbaren Speicherplatz meiner Blues Kitchen mit sinnlosen Schlammschlachten zu vergeuden und mich mit Neurotikern, Psychopathen, faschistoiden Fanatikern und programmierten Sektierern herumzuschlagen. Den richtungslosen Freidenkern, die keine Ahnung von der Materie haben, möchte ich dasselbe sagen. Ich werde weiterhin aufzuklären versuchen, denn ich glaube fest daran, daß Dokumentationsarbeit geleistet werden muß, egal ob’s einer begreift oder nicht. Ich kann auch auf spätere Generationen zählen. Meine e-mail Adresse ist ja hinlänglich bekannt.

Euer AL COOK