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AL COOK’S BLUES KITCHEN

AL COOK SPECIAL – IN EIGENER SACHE – ©by Al Cook 2005

AL COOK’S BLUES KITCHEN

Eine neue Ära des Bluesjournalismus im Internet.

Liebe Leser, geschätzte Fans und Kritiker!

Mein letzter Beitrag liegt bereits fast ein Jahr zurück und man ist fast versucht zu glauben, daß dem alten Haudegen die Batterie ausgelaufen ist. Keineswegs…! Ich habe nur im Kampf gegen die Populärkultur eine unbefristete Auszeit gebraucht. Doch während meiner schöpferischen Pause habe ich einiges an menschlicher Reife gewinnen können und mich ein wenig in der Szene herumgesehen. Bevor ich aber auf dieses Thema eingehe, möchte ich wie bei geschäftsmäßig nötigen Renovierungen üblich, auch den Titel meiner Webseite ändern. Von nun an möchte ich unter dem Titel  „AL COOK’S BLUES KITCHEN“  meine Arbeit für’s Web fortsetzen. Der Titel stammt von meiner CD THE BIRMINGHAM JAM und bezeichnet eine virtuelle Wanderstation, die durch die Lande zieht und lebendige Blueskunst in den Äther schickt. So soll es auch im Internet sein. Aktuelles und Traditionelles wird sich abwechseln und es sind wieder Serien über die klassische Baumwollära geplant. Im Internetradio können privatrechtliche Sendungen ausgestrahlt werden und das macht mir wieder Mut und motiviert mich, mit meiner Mission fortzufahren.



Wie mir aber zur Kenntnis gebracht worden ist, hat mein Freund Busy Thomas Deinbacher die Blues at. aus beruflichen Gründen an Hannelore Krycha abgetreten. Diese Veränderung kam mir zeitlich gerade recht, da ich vorhatte, eine schöpferische Pause zur Regeneration und Reformation zu nützen. Das heißt aber bei Gott nicht, daß ich alles was ich vorher gesagt habe, widerrufen werde. Keine Angst, Opportunismus und Kompromiß sind nach wie vor Begriffe, die in meinem Wortschatz keinen Platz haben. Ich finde nur, daß es an der Zeit ist, eine gewisse „juvenile“ Militanz durch die solide Weisheit des Alters zu ersetzen. Diese äußerte sich vorerst einmal, daß ich der Meinung war, die Feder aus der Hand zu legen, bevor ich aussagelose Sauregurkenzeit-Artikel verfasse. Wenn man nichts gescheites zu sagen hat, ist es besser zu schweigen. Ihr würdet Euch wundern, wie unsere lärmende Welt sich plötzlich angenehm und geistig profitabel anfühlen würde.

Mit diesem Artikel liefere ich der Blues.at meine bisher verfaßten und gesammelten Werke zum Herunterladen. Es wird über verschiedene Themen referiert und es gibt auch Unvollendetes, wie meine Plattenkarriere bis zu meiner Liaison mit Wolf Records.

Natürlich habe ich für den Herbst meine Pläne. Bis Ende September möchte ich meine Life-Story komplettiert und meine „klassischen“ Tonträger auf CD-Sampler zur Veröffentlichung abgeliefert haben. In meinem Kopf reift bereits wieder eine Idee für eine neues Konzeptalbum. Möge das Schicksal gnädig sein und mir Kraft geben, diese Vorhaben zu realisieren.

Privat habe ich wie immer, meinen konstanten Blues. Meine Frau leidet unter den Folgekrankheiten, die Diabetes nun mal mit sich bringt und ich sorge für sie so gut ich eben kann. All jenen, die sie gekannt haben, schickt sie die herzlichsten Grüße und hofft, daß sie bald wieder dabei sein kann. Leider bin ich dadurch in meinem Aktionsradius eingeschränkt. Meinen ewig unerfüllten Traum, das „Land, where the Blues began“ mit eigenen Augen zu sehen, werde ich auf nächstes Jahr verschieben müssen.



Einer glücklichen Fügung des Schicksals war es zu verdanken, daß sich meine Wege nach 35 Jahren wieder mit meiner ersten Freundin kreuzten. Sie verließ mich eines Abends im Jänner 1969 und stand plötzlich während meines Krankenhausaufenthaltes vor meinem Bett. Seither verbindet uns eine schöne Herzensfreundschaft, die letztendlich auch auf der gemeinsamen Liebe zum Blues basiert.

Während der Arbeiten an der „Birmingham Jam“ nahm ich als Zaungast an verschiedenen Sessions im Louisiana Blues Pub und anderen Locations teil. Was ich da an jungen Talenten erlebte, ließ mir manchmal den Mund offenstehen. Der Blues lebt und es macht mich glücklich, daß es eine Handvoll Musiker gibt, die es nicht weniger ehrlich meinen als ich. Doch im Großen und Ganzen haben wir im Verhältnis zur Population die international stärkste Bluesszene die es derzeit gibt. Vom archaischen Country-Blues bis zum modernen Chicago-Stil ist alles vertreten. Meine Zuhörer von einst sind prächtige Musiker und Künstler geworden, die längst ihre eigenen Wege gehen. Hier aber setzt meine Kritik an den audiovisuellen Medien ein. Die Bluesszene wird in den Medien ignoriert, seitdem sie besteht. Ich wollte zu meinem 40jährigen Bühnenjubiläum  Werbung in „Willkommen Österreich“ machen. Während mich die Chefin der Gästeabteilung engagieren wollte, wurde ich vom Regieteam kurzerhand ausgebootet. Wahrscheinlich sind das so Jungspatzen, denen mein Name genauso viel sagt, wie mir Rapid gegen Austria. Zwischen Hansi Hinterseer und Falco klafft ein tiefes Loch, in dem sich die Musik abspielt. Es wird Zeit, daß sich die Herrschaften um Generalintendantin Monika Lindner meiner, bzw. unserer Arbeit bewußt und ansichtig werden. Der Blues ist die essentielle Basis der westlichen Populärkultur und nicht die Hupf- und Trällerdohlen von Starmania. Geschweige die Vollplaybackmarionetten der diversen Stadlsendungen.



Aber das ewige Krankjammern unserer Szene kenne ich schon seit meinen ersten Bühnenjahren. Irgendwann muß etwas passieren, bevor ich alt und zittrig werde. Manches fällt mir schon heute schwer.  
Wir müssen einfach aggressivere Werbung im Internet machen und uns in der Öffentlichkeit einmal entsprechend darstellen. Aber wie gesagt, wer ist schon interessiert, das eingefahrene Image unserer Heimat als harmloses Almdudlervölkchen in Frage zu stellen. Daher trötet man dieselben Liedchen in immer neuen TV-Stadelproduktionen in die schweigende Masse hinein, während sich im Pub an der Straßenecke die heißesten Bluesbands den Südpol in Fetzen spielen. Da muß erst wieder einmal irgendeine kurzlebige Trendwelle aus den USA her, wie einst die Folk- und Woodstockbewegung. Nach ein paar Jahren verliert sich die Begeisterung und man landet wieder beim kleinsten gemeinsamen Nenner. So geschehen in den ausgehenden 70ern. Wenn ich hie und da runde Jubiläen feiere, bringe ich die gesamte Riege der prominentesten Künstler auf die Bühne, weil sie einfach spüren, daß ich für die Kunst lebe und Materialismus fremd ist. Ich finanzierte mir mit der tatkräftigen Hilfe meines Hausherrn ein kleines Privatstudio, um nicht nur unabhängig arbeiten zu können, sondern auch kostenlos große Talente auf meinen CDs zu verewigen, die nirgends so streßfrei und in inspirierender Atmosphäre arbeiten können. Aber all diese Arbeit ist von der Öffentlichkeit nie bemerkt, geschweige von den entsprechenden Stellen goutiert worden. Dafür bekommt der Orgien-Mysterien Heini für seine Schweinsblutschüttereien die Professur und Mister Dradiwaberl schmeißt bei seiner Auszeichnung mit Torten herum und benimmt sich wie ein Freigänger aus einer geschlossenen Anstalt. Bis zum heutigen Tag habe ich offiziell nicht einmal einen rostigen Ehrennagel verliehen bekommen. Da war man in meiner Geburtsstadt Bad Ischl schon ein wenig fixer. Zu meinem 60. Geburtstag verlieh mir der Bürgermeister den Kulturorden und eine goldene Nadel. Dabei wurde ich dort nur geboren und sah die Stadt erst anläßlich eines Stargastspiels im Jahre 1973, also nach 28 Jahren. Ich wirke nun schon seit 41 Jahren in der Hauptstadt der Musik und seht, nicht einmal bei Stöckl war ich noch eingeladen, über mein ereignisreiches Leben zu berichten. Aber gut Ding braucht Weile. Mit meinen Bypassen gebe ich mir noch maximal 15 Jahre, von denen ich noch fünf genießen möchte. Also muß noch fest konzertiert und gefeiert werden.



Ich bin also älter und gemütlicher geworden. Luftsprünge und Exzesse kann ich keine mehr liefern, dafür bin ich solider und überlegter geworden. Es gibt Menschen, die mit dem Älterwerden nicht klarkommen. Ich habe die Kurve gekratzt und bin eben der souveräne „Papa Blues“.

Meinen Nachfolger scheine ich, wenn ich mich nicht irre, endlich gefunden zu haben.
SIGGI FASSL, der nunmehrige Leadgitarrist der Mojo Blues Band, fiel mir bereits auf, als er sich noch mit Rockabilly-guitar befaßte. Vorerst war es der Ernst und der Enthusiasmus, mit dem er sich der Musik verschrieb. Als ich vor fast 20 Jahren einmal auf Besuch bei Fassls war, versprach ich ihm, meine Shiro-Gitarre, die ein Nachbau einer Gibson ES-175 ist, als Erbstück zu stiften. Siggi zieht das durch, was ich einst als Motto in den Raum stellte. „From Early Blues To Rock And Roll“ und sein authentisches Outfit gereicht mir zur Ehre. Besonders überrascht war ich auch ob seiner schöpferischen Ader. „CAN A WHITE MAN SING THE BLUES?“ ist ein Song den ich wünschte, geschrieben zu haben. Doch als ich ihn im Flageolett-Ton Slide Guitar spielen hörte, fiel der Groschen. Zu meinem 40. Bühnenjubiläum, am 16. Oktober 2004 überreichte ich Siggi Fassl meine Gitarre. Ich hatte die PR-trächtige Präsentation als Überraschung gedacht und sie ging voll auf.
Natürlich mache ich weiter, bis mich Big Daddy von der Bühne holt, aber es ist einfach Zeit geworden, langsam den Nachfolgegenerationen die Bühne zu überlassen. Ich wollte aber den historischen Blues nicht in Vergessenheit geraten lassen und habe stets jemanden gesucht, der dieses Konzept mit Überzeugung durchzieht. Der kommenden Szene werde ich in Bälde eine Blues-Kitchen Folge widmen und versuchen, sie so objektiv als möglich zu gestalten.



Meinen Kritikern und Gegnern möchte ich versichern, daß ich die Absicht habe, Eric Clapton und die British Blues Connection nicht mehr zu Prügelknaben zu degradieren. Was zu sagen war, habe ich manifestiert und mehr gibt es nicht zu statuieren. Im Blues ist alles gesagt worden, was nötig und Aufklärung geschaffen hat, daher wird meine Arbeit wieder konstruktiven und informativen Charakter haben und soweit ich mit Bildmaterial dienen kann, werde ich es tun.
Mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit werde ich mir endlich einen Webanschluß zulegen, denn es ist mir klargeworden, daß die Zukunft der Kommunikation im Internet liegt. Da könnt ihr dann mit Cyber-Tomaten und virtuellen Fauleiern nach mir werfen. Aber wenn Ihr Euch abreagiert habt, möchte ich Euch bitten, meinen Monitor mit sachlichen Argumenten wieder blankzuputzen.

Wie mir durch einen Blick ins Fach der Blues.at gezeigt hat, ist ein von mir befürchteter Sorgefall eingetreten. Im Forum plätschert banaler Bassenatratsch und inhaltsleerer Smalltalk vor sich hin und im Großen und Ganzen ist die Webseite zu einem Terminkalendarium verflacht, was aber nicht heißen soll, daß das Bekanntgeben von Konzertterminen nicht wichtig ist. Liebe Freunde, an dieser Entwicklung ist weder unsere geliebte Hannelore noch der mysteriöse Alf(mit I) schuld, denn die machen ihren Teil der Arbeit gut. Es fehlt einfach an Diskussionsthemen und Aufregern. Aber ich kann mich nicht schon wieder auf einen Musiker einschießen um die Gemüter zum Kochen zu bringen. Mir liegen andere Prioritäten am Herzen. Ich weiß, daß jetzt die Urlaubszeit angelaufen ist und überall tote Hose herrscht. Selbst Graf Bobby’s Lästermaul scheint durch die Hitze ausgetrocknet zu sein. Daher gilt das Motto: Römerquelle belebt die Sinne. Denn wenn ich alter Schöps mit drei Bypassen mich wieder an den Computer setze und munter weitermache, kann sich die Jugend ruhig wieder was einfallen lassen, der Blues.at zu einem revitalisierenden Blutdruck zu verhelfen. Also streckt mal die Ärmel wieder hoch, spuckt Euch in die Hände, aber vergeßt auf die Arbeit nicht.  

Bis dahin meine herzlichsten Grüße.      Euer AL COOK