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RASSISMUS

Al Cook Special – Über ein zeitloses Phänomen – © Al Cook 2003

RASSISMUS

Manchmal suche ich verzweifelt nach einem Thema, das die Mehrheit der Leser vielleicht brennend interessieren könnte und sehe dabei den Wald vor lauter Bäumen nicht. Das Phänomen des Rassismus ist nicht nur ein Teilproblem der Blueskultur, es ist ein ewig zeitloser Diskussionsgegenstand, der mit der Öffnung der Grenzen und der Internationalisierung des modernen Kulturlebens zunehmend an Aktualität gewonnen hat.

Ihr werdet mich fragen: „Was soll das ? Rassismus ist Scheiße, was gibt es da zu diskutieren?“ Auch ich finde rassistische Denkmuster irrational und unwissenschaftlich, aber was ich mit diesem Artikel nicht anstrebe, ist eine Wertediskussion, die auch nur im geringsten Fall Partei ergreift. Vorerst sei bemerkt, daß ich mit keinem Menschen Probleme habe, der edlen Herzens und guten Willens ist, gleich wer er ist und von wo er kommt. Zwar wuchs ich generationsbedingt in einer zutiefst faschistoid-atheistischen Umgebung auf, aber hatte glücklicherweise genug Zeit, über viele Dinge des Lebens gründlich und analytisch nachzudenken.

Dabei ist mir aufgefallen, daß wir ja dreidimensionale Wesen sind, doch anscheinend unfähig, über binäres Denken hinauszuwachsen. Im Klartext heißt das, entweder pro oder kontra. Die Wahrheit aber findet sich mit großer Wahrscheinlichkeit in der dritten Dimension, mit der es aber komischerweise niemand versucht.
Wenn ich zwei Kontrahenten streiten sehe und sie dann endlich bereit sind, mir jeweils eines ihrer verstockten Lauscher zuzuwenden, erzähle ich ihnen meistens das Gleichnis von der dreiseitigen Pyramide….



Zwei Leute stehen vor einer dreiseitigen Pyramide und streiten, ob sie eine Kante hat oder nicht. Der Eine steht vor der Kante, der Andere vor der flachen Seite. Natürlich weigern sie sich aus sturer Rechthaberei die Standorte zu tauschen, aber das müssen sie gar nicht tun. Wenn beide das Objekt aus der dritten Dimension betrachten würden, also sich über ihre kleinkarierte Froschperspektive zu erheben bereit wären, könnten sie feststellen, daß die Pyramide eine trigonometrische, also dreieckige Grundfläche hat.

So muß man auch das Phänomen des Rassismus angehen.
Das Grundproblem dieser heiklen Frage liegt aber in seinem Paradoxon von rationaler Vernunft und einem archaischen Sicherheitsbedürfnis begründet, welches mit dem genetischen Naturrecht in ursächlichem Zusammenhang steht.
Daß Rassismus und Xenophobie nur die irrationalen Auswüchse des Arterhaltungstriebes sind, stellt sich bereits bei einigem Nachdenken heraus, aber warum hat die Natur, oder Gott, wenn man so will, diesen Arterhaltungstrieb geschaffen? Wie wir wissen, produziert die Natur nichts Unnötiges oder Abstraktes, so etwas ist nur dem einzigen Wesen vorbehalten, das zu abstraktem und unlogischem Denken fähig ist, dem Homo Sapiens. Als es noch keine formalideologischen Denkstrukturen gab, grenzten sich benachbarte Dorfgemeinschaften voneinander ab und durften sich aus Stammesraison auch nicht paaren. Noch bis ins 19. Jahrhundert war das Anbandeln mit Mädchen aus dem Nachbardorf ein Grund sich am Kirtag halbtot zu prügeln. Das Ergebnis dieser kleinkarierten Isolationspolitik war eine fatal um sich greifende Inzucht. Hätte die absurde Rassenpolitik des Dritten Reiches ihre Vollendung erlebt, hätten nach hundert Jahren arischer Zuchtauslese tausende strohblonde Dorftrottel das Reichsgebiet bevölkert.
Man ging damals von der Idee aus, Menschen wie Rassehunde solange mit „arischem Erbgut“ zu kreuzen, bis der letzte Tropfen „undeutschen (meist jüdischen, slawischen oder südländischen) Blutes ausgemendelt oder ausgemerzt war. Weil das nicht schnell genug zu bewerkstelligen war, griff man zu rassebürokratischen Ausrottungsmethoden, die man Endlösung oder später Holocaust nannte.



Ich habe mir die Mühe genommen den „Mythus (sic) des 20. Jahrhunderts“ zu lesen. Dieses Buch, das mit Hitlers „Mein Kampf“ auf dem Index steht, wurde vom Chefideologen der NSDAP verfaßt, der den bezeichnend treudeutschen Namen Rosenberg trug. Die zahllosen, an den Haaren herbeigezogenen Argumente,Theorien und Hypothesen, warum alles was nicht blond, blauäugig, weiß und vor allem „arisch“ war, zum lebensunwerten Untermenschenpack erklärt wurde, kapierte nicht einmal Hitler. „Dieses Machwerk versteht doch kein Mensch“ soll er einmal zu Himmler gesagt haben.
Aber wie dem auch gewesen sei, der militante Rassismus gründet sich auf einer simplifizierten Auffassung von Darwins Lehre des natürlichen Ausleseprinzips. Der Stärkste setzt sich durch, bestimmt die Spielregeln und der Rest überlebt nur durch Anpassung und Respekt vor der gesetzten Hackordnung. Wer sich von der Herde unterscheidet oder sich nicht einreiht, wird isoliert und letztendlich totgetrampelt. Im besten Fall bleibt die Rolle als Sündenbock, dummer August, oder Schuhabstreifer für frustrierte Untertanen. Unfähig zur Befriedigung seiner elementaren Bedürfnisse geht der Außenseiter schließlich zu Grunde und die Herde zieht weiter.Schließlich endet das Omega-Wesen als Futter für die Raubtiere und landet zuletzt in den Eingeweiden stinkender Aasfresser. Die Natur kann keine schwachen Außenseiter brauchen, die sich womöglich auch noch fortpflanzen.
So geht es bei den Affen zu und wir Menschen sind nicht sonderlich weit entfernt, zumindest genetisch. Man braucht nur, wie z.B. Im ehemaligen Jugoslawien einer ethnischen Gruppe anzugehören, die jenseits lokaler Toleranzmaßstäbe angesiedelt ist und man läuft Gefahr massakriert zu werden. Harmloser ist es da, als Individualist mit dem Zeitgeist auf Kriegsfuß zu stehen und man schlittert leicht in die soziale Isolation. Ich habe es mir beispielsweise stets geleistet, Mensch zu bleiben, also zu mir und meinem Denken zu stehen, das heißt ich selbst zu sein. Heute wird man zum Glück nicht mehr in die Gaskammer gesteckt, aber man quält sich durchs ganze Leben, kommt nicht vom Fleck und kann froh sein, daß man lebt.



Denkt man nach, so ist die Natur wohl oft grausam, aber unsere scheinhumane Gesellschaft mit ihrer Gutmenschenideologie degradiert ihre verlorenen Schafe bloß zu bemitleideten Almosenempfängern. Abseits einer potemkinschen Pseudorealität von Demokratie und Rechtsstaat werden z.B. auch bei uns schwarze Menschen getreten, geprügelt, mit Klebebändern erstickt, die Notarzthilfe blockiert und übrigens generell des Rauschgifthandels bezichtigt. Dafür bietet man ein paar „Alibi-Negern“ großzügig nette Posten in der Unterhaltungsindustrie an. Der Rest, bestehend aus Jugos,Türken, Thais und Zigeunern putzt Scheißhäuser und spielt Pfeifendeckel für einheimische Machtkomplexler. (Der Terminus „Pfeifendeckel“ stammt aus der altösterreichischen Armee und bezeichnet einen Offiziersburschen, der als Mädchen für alles ein serviles Bedientendasein führte und nicht selten für seinen Herrn den Kopf hinhalten und kapriziöse Privatlaunen ertragen mußte).

Nun, wie kommt es zu solcher Einstellung ?
Wie alles, hat jedes Problem zwei, oder mehrere Seiten und man kann wie so oft, keine eindeutige Schuldfrage stellen. Ich bin mir längst im Klaren, daß sogenanntes schuldhaftes Verhalten nur das Ende der Fahnenstange ist. Das reicht von simplen Beziehungsproblemen bis in die große Politik hinein und mit dem Problem des Rassismus, Antisemitismus und jeder Art von Fremdenfeindlichkeit ist es dasselbe.


Das Fremde, Andersartige, oder Unbegreifliche erzeugt Furcht, Abscheu oder Ablehnung, weil man damit nicht umgehen kann und sich in seiner kollektiven Identität verunsichert und gestört fühlt. Ist der Fremde stark, fürchtet man ihn, oder spielt im vorauseilenden Gehorsam den eifrigen Vasallen. Ist er schwach, wird er lächerlich gemacht, nicht in die Gemeinschaft aufgenommen und letztendlich ausgesondert, verfolgt und im Extremfall vernichtet. Man denke nur an das tausend Jahre alte Phänomen des Antisemitismus. Er wurde beileibe nicht im Dritten Reich erfunden,nur der Wilhelminisch-Josephinische Drill zum bedingungslosen, beamteten Untertanendenken hat die logistische Grundlage für den Holocaust möglich gemacht. Man gibt undefinierbaren dumpfen Ängsten Gestalt und Namen, kanalisiert, konkretisiert und institutionalisiert den daraus resultierenden Haß und der Rest ist bekannte Geschichte. Man bedient sich konstruierter und an den Haaren herbeigezogener Argumente, die die Masse bereitwillig frißt. Natürlich müssen sich diese im Rahmen simplfizierter Gedankenmuster bewegen, damit sie als „gesundes Volksempfinden“ verkauft werden können. Man kann dieser Fehlinformation wohl auf intellektueller Ebene entgegentreten, aber wie so oft spielt das Herz des Alltagsmenschen nicht mit. Meine Mutter, die ein herzensguter Engel war und keinem Menschen ein böses Wort sagte, hatte panische Angst vor Schwarzen, obwohl sie nie mit ihnen zu tun hatte. Ebenso wurde mir als Kind eingebleut, daß sich die Grausamkeit der Asiaten durch hohe Backenknochen und Schlitzaugen verrät. Die kollektive Angst vor der „Gelben Gefahr“ saß den meisten unserer Vorfahren schon seit dem 19. Jahrhundert in den Knochen. Das Gleiche war die heutzutage ausgestorbene Angstmache mit dem „Binkeljuden“, dem jüdischen Hausierer, der der Sage nach unfolgsame Kinder in seinen Sack steckt und die dann am Sabbath von der Gemeinde gefressen werden. Das war grausigste Goebbel’sche Schmuddelpropaganda und meine Familie glaubte dieses Zeug. Ich wuchs bis zu meiner Bekanntschaft mit der Welt schwarzer Musik in diesem Geist auf. Daneben aber hatten meine Eltern auch noch Angst vor der Wiederkehr der Nazis und horteten sorgsam ihre „Arierpässe“, wie der sogenannte „kleine Abstammungsnachweis“ genannt wurde. Obwohl sie andererseits wieder linke Atheisten waren, ließen sie mich aus Angst vor einem Wiederaufleben des klerikalfaschistischen Ständestaates katholisch taufen. Diese bedauernswerte Armseligkeit wurde durch diesen rückgratlosen Zweckopportunismus  derartig offenbar, daß man fast von einer traurigeren Version des „Herrn Karl“ sprechen kann.



Als ich mich ab 1960 intensiv mit Musik zu beschäftigen begann, interessierte ich mich auch für die Autoren vieler Elvis-Songs. Da fielen Namen wie Arthur Crudup, Herman Parker, Jesse Stone, Kokomo Arnold u.s.w und letzthin Ray Charles, der „I Got A Woman“, einen meiner beliebtesten Songs schrieb. Ray Charles, ein Schwarzer?? Man lehrte mich, daß Schwarze nur Dschungelmusik trommeln und unartikuliertes Zeug grölen können. Nachdem ich später über Umwege die Originale meiner Elvis-Favourites zu Gehör bekam, gingen mir beide Ohren und vor allem das Herz auf. Schwarze waren auch Menschen, sogar mit einer gehörigen Portion Gefühl, wie ihre Musik bewies. Sie sangen über ihre Nöte und Sorgen, die sich in mancher Hinsicht gar nicht so kraß von den unseren unterschieden. Das war einer meiner stärksten Aha-Erlebnisse. Dann fiel mir ein, daß ich einen Mitschüler hatte, der mosaischen Glaubens war. Der hatte aber gar nichts von den Juden, wie sie mir geschildert wurden. Er glaubte halt ans Alte Testament. Für mich war er schlicht und einfach ein alttestamentarischer Christ. Unser damaliger Hausarzt war Volljude und rettete meinem geliebten Bruder durch Erste Hilfe nach einem Erstickungsanfall das Leben. Das konnten doch keine bösen Weltverschwörer sein. Die Antwort auf diese Frage fiel sehr lakonisch aus. Es gibt auch hin und wieder „anständige“ Juden.

Die heutige Generation hat bereits seit der unserigen dieses Weltbild weit hinter sich gelassen, aber wir werden durch die „geschichtliche Verantwortung“, wie man sie uns aufschwatzen will, bis zum nächsten Urknall unter Erbschuld gehalten. Diese Einstellung ist genauso irrational, wie die ewige Judenschuld an der Kreuzigung Christi. Schuld ist nicht genetisch vererbbar, sie lebt und stirbt mit ihrem Verursacher. Daher wird es Zeit, sich von aufgesetzten Verantwortungslasten zu emanzipieren.



Doch man sollte den Problemkomplex auch von einer anderen Perspektive betrachten:
Das in letzter Zeit bekanntgewordene Auftreten des professionellen Gutmenschen der quasimilitanten Art bescherte uns das drohende Damoklesschwert der Fremdenfeindlichkeit und der Rechtslastigkeit. Wer sogenannte Ausländer kritisiert, oder gar die israelische Palästinenserpolitiknicht goutiert, wird kurzerhand zum kriminellen Antisemiten erklärt. Der Antisemitismus nazistischer Prägung ist tot und die Skinheads sind bloß psychopathische Rabauken, die ohne Zoff und Gewalt nicht existieren können. Die haben von ihrer geborgten Ideologie nicht die geringste Ahnung. Der Typ des kadavergehorsamen Untertans verschwand mit unserer Elterngeneration.
Ebenso sollte man sich vor den militanten Sozialromantikern unserer Zeit in acht nehmen. Sie predigen Menschenrechte und Integration und zwingen jedem ihre kosmopolitische Glücks-und Heilsgesellschaft auf. Man würfle zehn Kulturen zusammen, lasse jedem seine ethnischen Eigenheiten und lebe in dem Glauben, daß soetwas reibungslos abgeht. Wenn man schon von Menschenrechten und Achtung vor dem Sein des Nächsten redet, soll man vor allem bedenken, das man auch das Recht auf freie Wahl der Freunde und des Bekanntenkreises hat. Ich wurde aus dem Bundesheer entlassen, weil mir als geborener Individualist eine aufgezwungene Gemeinschaft psychische Probleme bereitet hat. Ebenso ist es mit der Integrationspolitik in den Schulen. Man kann nicht einem Schüler ein fremdländisches Kind danebensetzen und sagen: „So, das ist jetzt dein Kamerad und du hast ihn ab nun als Freund zu betrachten!“ Tut er das nicht, läßt man die Eltern kommen und schlägt vor, den Sprößling psychiatrieren zu lassen. Sympathie und Antipathie haben etwas mit menschlicher Chemie zu tun. Ist man deshalb ein Menschenfeind, weil man z.B. mit dicken, zu dünnen oder häßlichen Menschen das Bett nicht teilen möchte? Ich kann beispielsweise keinen Reis essen, bin ich dadurch ein erklärter Feind armer vietnamesischer Reisbauern? Es gibt sicher genug Menschen, die mich nicht mögen, weil sie mit meiner Musik, oder meiner Erscheinung nicht klarkommen. Ein Hansi Hinterseer-Fan wird mich wohl kaum ins Herz schließen. Man muß die zwischenmenschliche Chemie entscheiden lassen und nicht mit autoritärer Sozialpolitik eine Gesellschaft aufbauen, in der Konflikte schon vorprogrammiert sind. So wird der Antifaschismus bald zum Anti-Faschismus. Doch wo liegt jetzt die Grenze zum Rassismus??
Ich habe lange genug nachgedacht, um diese Grenze zu finden und nun glaube ich, sie gefunden zu haben.



Der Faschismus beginnt haargenau dort, wo man dem Nächsten die menschliche Identität abspricht und seinen Wert als Individuum in Frage stellt.

Wer aber glaubt, daß sich Rassenprobleme bloß auf weiß gegen farbig beschränken, irrt gewaltig. Bei den meisten Naturvölkern bedeutet die Stammesbezeichnung schlicht und einfach „Mensch“. Besteht der Nachbarstamm nicht aus Menschen? Bringt den Hutus einmal bei, daß die Tutsies auch Menschen sind. Das Ergebnis habt Ihr ja vor kurzem gesehen. Das ganze Altertum hindurch hielten sich orientalische Potentaten nubische Sklaven und schwarze Sklavenhändler scheuten sich nicht ihre Bruderstämme an Weiße zu verkaufen. Wer sich ein wenig mit der Afro-Amerikanischen Gesellschaft auskennt, kennt den immer noch schwelenden Schattierungsrassismus. Da gibt es die Stufen Jet-Black, Brown, Fair Brown, Yaller (Yellow), High Yaller und Pass For White. Wo die vielen Variationen der Copper-Colored (Roosevelt Sykes), China-Blacks oder Black Indians hingehören, weiß ich gar nicht. Billie Holiday war zur Hälfte irischer Abstammung, sie hieß mit ihrem richtigen Namen sogar Fagan. Trat sie in weißen Klubs auf, mußte sie durch die Hintertür auf die Bühne, während sie sich für ein farbiges Publikum das Gesicht nachdunkeln mußte.
Bevor die Bürgerrechtsbewegung zum militanten Black Power-Block ausartete, war man als Schwarzer stolz, nicht gar so krauses Haar und eine um zwei Schattierungen hellere Hautfarbe zu haben. Man glättete sich das Kraushaar mit schrecklichen Mixturen, die einem die Kopfhaut verbrannten. Zu sehen ist das gut dargestellt in einer Filmbiographie über Malcolm X, dem ersten militanten Führer der Black Muslims. (Mit Denzel Washington in der Hauptrolle des Malcolm X) Man versuchte damals krampfhaft weiß zu sein, so gut es ging. Joe Dean from Bowling Green sang zum Boogie Piano von seinem „Monkey White“ girl und Son House sang „….Lipstick and Powder wo’nt help her none“. Hellhäutige Frauen sahen auf die Jet-Blacks herab und behandelten ihre dunkleren Ehemänner wie „Low Down Dogs“. War der Mann hellhäutig, sang seine erniedrigte Frau:“ Because I’m from the country, my daddy treats me like a dog. He puts me in a stable, feeds me like a hog“. Wanderten die „Field-Nigger“ nach Chicago aus, wurden sie von den Städtern zum Narren gehalten und nach Strich und Faden abgezockt. (Git to Chicago ! Up there Twenty-Dollar Bills grows on trees) Junge Mädchen mußten für ein paar cents auf die Straße gehen. Auch da bestimmte der Ton der Hautfarbe und die Nähe zum gängigen weißen Schönheitsideal den Preis. Roosevelt Sykes sang: „I can’t use no woman, makes only fifteen cents a day“. Viele Bluessänger waren im Neben- oder Hauptberuf Zuhälter, die ihre ungebildeten Freundinnen vom Baumwollfeld gnadenlos auf den Strich schickten, um zur Musik noch etwas dazu zu verdienen. Big Bill Broonzy und seine Gang von der Bluebird-Partie (Bluebird war das Race Label von RCA) waren die ungekrönten Könige in Chicago. Big Bill schaffte es sogar, sich eine weiße Frau und ein Auto zu leisten. Mehr konnte ein Schwarzer aus Scott, Mississippi nicht erreichen. Der ewige Eifersuchts- und Rassenkomplex der Schwarzen auf die weiße Frau besteht seit den Tagen von Othello. Man denke nur an den Fall O.J. Simpson, der ein Nationalsportler, Filmstar und eine verehrte Ikone war, aber er hatte seine schwarzen Urkomplexe nicht im Griff und brachte schlußendlich seine weiße Frau um.



Amerika ist ein Land in dem das Rassenproblem immer ein unberechenbarer Schwelbrand bleiben wird. Selbst wenn wir den Schwarz-Weiß Komplex außer Acht lassen, gibt es noch Indianer, Portorikaner, die verachteten „Gooks“, Kinder des Vietnamkrieges und was sonst noch die Staaten bevölkert. Sie werden durch die Bank zu Randgruppen der amerikanischen Gesellschaft erklärt. Und dieses Amerika mokiert sich, weil sich ein lächerliches Haiderlein das Maul wetzt. Würden wir unsere ausländischen Mitbürger nur halb so behandeln, wie man in den USA mit Farbigen umgeht, gäbe es das lauteste „Nazi“-Geschrei der Nachkriegsgeschichte.

Bei jeder Diskussion über den Rassismus vergißt man aber, sich auch die Bluesfaschisten und deren konterrassistische Engstirnigkeit zur Brust zu nehmen. Ich habe das Problem des Konterrassismus bereits in einer meiner früheren Veröffentlichungen behandelt. Gerade diejenigen die Zeter und Mordio schreien, wenn man an einen Schwarzen versehentlich anstößt, mokieren sich über meinen Slogan „White King Of Black Blues“. Zugegeben ist er ein wenig provokant, aber ich bin schließlich kein schöngeistiger Vertreter rosaroter Wattekugerlpolitik. Doch all das berechtigt nicht zu der Aussage, daß ich nicht die richtige Hautfarbe hätte, um mich King Of Black Blues zu nennen. Ich habe mich weder mit Schwarzen verglichen, noch mit ihnen geschmückt oder gebrüstet, aber die Wächter der Rassekommission, die peinlich drauf achten, daß nichts Weißes den Blues verdirbt, haben mich nach vierzig Jahren Bühne auf’s richtige Maß zusammengestutzt. Als weißer Nichtamerikaner habe ich offenbar nicht das Recht, den Blues als künstlerische Ausdrucksform zu verwenden. Chris Strachwitz, der legendäre Chef von Arhoolie-Records, seines Zeichens deutschstämmig, meinte lakonisch, daß wir Österreicher eigentlich nur jodeln und Walzer tanzen sollten. Da sage einmal jemand Grace Bumbry oder Leontyne Price, sie sollten lieber Cottonfield Blues singen, anstatt sich auf internationale Opernbühnen zu stellen. Schwarze singen Verdi, Japanerinnen spielen Mozart und eines Tages wird es jüdische Wagner-Sänger geben, da rotieren Siegfried & Co. in ihren Gräbern und Walhalla wird von einem Erdbeben erschüttert. Nur wir dürfen keinen Blues singen. Ist das Rassismus oder nicht ?
                             Euer AL COOK