Al Cook



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EIN STERN DER VBC

EIN STERN DER VBC

oder Veranstalten will gelernt sein.  © by Al Cook

Es ist schon ein fast unbesiegbares Phänomen, das Produzierenden seit ewigen Zeiten zu schaffen macht. Man freut sich nicht über die Massen, die einen gut finden oder sogar jubeln, das hält man komischerweise irgendwie für selbstverständlich……nein, man beschäftigt sich mit den paar Meckeranten, Zynikern und unqualifizierten aber berufsmäßigen Oppositionsmeiern, wie man sie immer zu Ende der Muppet-Show als Schlußakkord serviert bekam.
In den 40 Jahren, die ich nun auf Bühnen zubringe, habe ich in punkto Veranstaltungen somanches erlebt, aber mir war bald klar, welch nervenaufreibende Arbeit auch hinter dem lausigsten Ergebnis zu leisten war.
Da muß man erst einmal durchstarten und eine gewisse Risikofreude aufbringen, dann kommt die leidige Frage des Veranstaltungsortes, der Werbekosten und der Sponsorensuche. Was die meisten nicht bedenken, sind die feinen, aufs Erste nicht erkennbaren Infrastrukturen rund um den Veranstaltungsort, nicht zu vergessen, was sich im Abendfernsehen und in der lokalen Szene tut, ganz zu schweigen, wen man hinter sich haben muß, um erfolgreich zu veranstalten. Schlußendlich muß man sich um die Präsentation des Events kümmern, um einen weitestgehend spannenden und reibungslosen Ablauf zu garantieren. Wenn’s ganz arg wird, hat man dann noch anstrengende Möchtegern-Stars in die Schranken zu weisen.
Und dann kommt so ein Schwachmatiker daher und beschwert sich über unbluesige Bierpreise, oder über die Krawatten des Servierpersonals, also Dinge, die absolut nicht im Verantwortungsbereich des Musikveranstalters, sondern beim Lokalbesitzer liegen.



Daß die VBC in so kurzer Zeit zwei derartige Konzerte auf die Beine stellen konnte, war eine grandiose Leistung. Ebenso ist die Tatsache, daß sich so viele Musiker spontan bereiterklärten, dieses Projekt zu unterstützen, ein in der Wiener Szene einmaliger Event. Das mache dem Busy Tom und dem Smörre einmal einer nach. Ich kenne keinen Anderen, der sich so etwas angetan hätte. Von den Herren Großveranstaltern ist keiner für mich auf die Barrikaden gestiegen. Daß ich Tom begenet bin, ist ein Glücksfall, der dem Zusammentreffen mit meinem Hausherrn gleichkommt.
Die VBC mußte einfach zugreifen, denn die Zugabe bot sich nach dem Tod des Papas Tapas schlichtweg als einzig schnell machbare Lösung an. Also Beschwerden an Herrn Fletzberger zu richten, wenn gefällig!
Ich glaube, der liebe Mann wird sich mit diesem neuen Lokalkonzept ebenso in den Finger schneiden, wie weiland Papa Fink’s Sohn Tommy mit seinem Soul-Lokal. Mit Exklusivität wird in diesen Hallen nicht viel zu holen sein, vor allem nicht beim Bluespublikum. Ambiente, Personal und vor allem eine imagegerechte Gästebetreuung machen unmißverständlich den Erfolg eines Lokals aus.

Was Wien fehlt, ist tatsächlich ein astreines Blueslokal, also ein richtiges Barrelhouse mit öligem Schiffboden, Fässern, die Tische und Sitzgelegenheiten ersetzen, eine richtige Theke, an der man sein deftiges Bier oder seinen Tennessee Whiskey trinken kann und eine nicht zu hohe Bühne, die einen unmittelbaren Kontakt der Musiker mit dem Publikum erlaubt.
Das Personal müßte dem Lokalcharakter angepaßt sein und nicht aus einer Disco gefischt sein. Die Background Music müßte je nach Tages- oder Nachtzeit von Baumwolle bis Louis Jordan reichen. Tag für Tag ein lieblos zusammengeschustertes Laufbandprogramm abzuspulen, ist für die Atmosphäre ebenso tödlich, wie vor einem Country-Blues Abend plärrende Popmusik zu spielen. Vor allem aber müßte das Interieur um die Bühne gebaut sein, denn die schlauchartigen Lokale, wo man drei Meter nach der Bühne nichts mehr verstehen kann, sind alle an Besucherschwund zugrunde gegangen. Die Tonanlage muß unsichtbar im ganzen Lokal verbaut sein. Man verhindert damit, daß die Verstärker bis zum Spucken aufgedreht werden müssen, um auch in der hintersten Ecke gehört zu werden. Die Preise müßten mit Feingefühl kalkuliert werden, um einerseits nicht zu billig zu sein, um Kanalratten fernzuhalten, andererseits bringen abschreckende Fünfsternpreise überhaupt nichts, denn wer sich geneppt fühlt, dem schmeckt dann auch die beste Musik nicht mehr. Wenn dann alles stimmt, wette ich, daß die Musiker auch aus Bedürfnis auftreten und das Lokal zum absoluten Kultspot avanciert. Wenn es dann auch noch ein In-Treff der gesamten Szene wird, ist das Ziel erreicht. Tödlich aber ist es, wenn wie so oft, der Lokalbesitzer den Schlund nicht vollkriegen kann und mit immer fauleren Kompromissen und Zugeständnissen an Kommerz und Pop den Lokalcharakter verwässert. Das Ende des Wurlitzer und das „Stammcafe“ in der Sechskrügelgasse sagen alles.



Das Wichtigste aber ist die Gestaltung des Programms. Eine Band sich vier Stunden zu Tode spielen zu lassen ist meines Erachtens unklug, denn das nächste Mal spielen sie dieselben Nummern wieder. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. In den Amerikanischen Klubs der 40er und 50er hatte man ein Rahmenprogramm, das zur Unterhaltung spielte, dann stellte man je nach Talent einen Newcomer vor und gegen Mitternacht kam der Star, der seine Hits oder Paradenummern am Goldtablett servierte. Dann gabs vielleicht noch eine kleine Session oder ein Promigast stieg ein und das war’s dann. Nun ich kenne das Argument, wer kann sich das bei uns leisten?! Wenn man ein gutes Programm und ein gutes Lokal zu bieten hat, ist das dem Publikum schon somanches wert. Übrigens, ein guter Conferencier wäre auch nicht schlecht. Ich habe schon in Lokalen gespielt, in denen man lakonisch bemerkte: „Fangts zu spielen an, die Leut hören dann schon zu reden auf“. Also man ist ja schließlich kein Fußgängerzonenklimperant.

Soweit zur Idee eines Blueslokals einer Musikhauptstadt wie Wien.

Zum Personenkreis vom Schlage eines Dogman habe ich nur folgendes zu sagen. Leuchtet man hinter die Anonymfassade solcher Zeitgenossen, tut sich ein Schlund aus Frustration und Komplexen auf, die aus Mangel an konstruktiven Vorschlägen in zumindest verbalen Zerstörungstendenzen ausartet.
Das war auch der Grund, warum ich vor 35 Jahren die 68er und ihr Revoluzzer- und Protestierergetue so verabscheuungswürdig fand. Sie konnten auch nur zerstören, protestieren und provozieren und hatten nichts Konstruktives, sondern nur ihr Chaos aus Schmuddellook, Drogenkultur und Werteverfall zu bieten. Heute sitzen sie in Vorstandsetagen und Ministerien und ihre Enkel verwahrlosen bei Ecstasy und Brutalvideospielen, weil die Eltern als Kinder in den antiautoritären Haschkommunen nichts gelernt haben.
Fazit: Man soll sich von destruktiven Typen nicht beeindrucken lassen, sie sind es nicht wert.

Also meine lieben Freunde: Einen Stern für die VBC. Komme da erst einmal einer mit Taten daher und dann sehen wir weiter.

                                                  Euer AL COOK