Al Cook



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HERZINFARKT

Al Cook Special © Al Cook 2002

HERZINFARKT

MEINE LIEBEN FREUNDE UND TREUEN LESER !

Am 4. Juli bekam ich vom Schicksal eins mit dem Zaunpfahl über die Rübe. Eine schwere Herzattacke zwang mich für eine Woche ans Spitalsbett. Das ist aber noch nicht das Ende der Story, denn am 12. September steht mir noch eine Bypassoperation bevor und es gibt noch so viel zu tun.
Aus diesem Grunde kam die große Story zu Elvis‘ 25. Todestag und die Sendung über die Bluesoriginale seiner Hits nicht zustande. Ich weiß nicht, was der unergründliche Himmelvater mit mir vorhatte, als er mich auf die Bretter schickte, oder war‘s gar der ewige Fluch des Big Joe Williams, weil ich 1972 Baby Please Don’t Go vor ihm gespielt hatte. Als Vernunftsmensch weiß ich natürlich, daß das alles Quatsch ist. Das Colesterin und der stetig bohrende psychische Stress werden es gewesen sein.
Ich habe aber noch während meiner Hospitalisierung eine Dankschrift an all die guten Menschen verfaßt, die mit mir waren, doch kann ich Euch im Moment leider nur ein aus tiefstem Herzen kommendes „Dankeschön“ und einen allseits wärmenden Händedruck bieten. Ich hoffe, Ihr nehmt das vorläufig an, denn für eine lukullische Barrelhouse-Fete habe ich derzeit nicht die nötige Konstitution. Ich will Euch nur am 28. September keine Schande machen und meinem Namen seine Schuldigkeit erweisen.

Eines aber kann ich schon wieder versprechen und das ist die Tatsache, daß ich mich immer noch der Wahrheit und kritischen Auseinandersetzung mit den Dingen verpflichtet fühle und in keines Andern Horn stoßen werde. Es war bloß eine Herzattacke, aber beileibe kein Gehirnschlag.



Doch die Gewißheit, daß es mit einem eigentlich jeden Tag zu Ende sein kann, hat in meinem Bewußtsein einen, wenn auch kleinen Reifeprozeß in Gang gesetzt. Es muß wieder mehr gute Musik auf die Tonträger. Wenn es sich auch kurzfristig kaum lohnen mag, wird die Geschichte unserer heimischen Musikkultur durch wohlorganisierte Bluessessions mit unschätzbaren Werten bereichert. Meine Aufgabe wird es aber auch unter anderem sein, den authentischen Blues aus der Kloake des Allerweltsbegriffes „U-Musik“ ans Licht der Kunstwelt zu holen und ihn, wie jede ehrliche und volksverwurzelte Musik unter dem Begriff Ethno-Kultur der sogenannten „E-Musik“ gleichzusetzen, denn es ist eine derartig unqualifizierte und anmaßende Arroganz seitens der staatlichen Entscheidungsträger, die Musik eines Son House oder einer Bessie Smith unter dem Begriff „U-Musik“ mit Hinterseer, Ötzi und den Zillertaler Gletscherspatzen auf eine Stufe zu stellen.
Ich hoffe, daß ich noch zwei oder drei gute CDs auf den Markt werfen kann, ohne in nervtötende Best Of-Produktionen abzugleiten. Als ich letztens meine Archive durchstöberte, tat sich eine Welt auf. Zum 25. Todestag von Elvis wollte ich meine, seit 1977 in der Mottenkiste schlummernde Version von „Hound Dog“ zum Herunterladen freigeben. Aus meiner kurzen Rockabillyphase mitte der 80er gibt es noch Promobänder mit Harry and Mike, die dem berühmten „SUN“-Sound von El’s ersten Platten kaum nachstehen. Ich wollte damals die Verbundenheit der schwarzen und der weißen Volkskultur vordemonstrieren, scheiterte aber am Unverständnis und an der sektiererischen Borniertheit unserer Cliquenstruktur. Ich hatte mich entschieden, nie mehr Rock’n’Roll Music zu spielen, nachdem mir ein redneckiger Neobilly folgende Worte an den Kopf warf: „Oida, hear mit dein‘ Negerscheiß auf und spü‘ weiße Musik“. Da mein Herz immer schon für die schwarze Blueskunst schlug, gab es kein Wenn und Aber mehr. Gott hat’s dann gegeben, daß ein liebenswerter junger Mann namens Robert Shumy die Salty Dogs gründete.

Nun, was jetzt weiter passiert, steht im Moment in den Sternen. Wenn die Bypassgeschichte ohne Komplikationen über die Bühne geht und ich am 28. September 2002 die Szene Wien zum Kochen bringen kann, gibt es für mich die nächsten drei Jahre genug zu tun.

Wenn ich weiter auf Euch zählen könnte, würde mir das zumindest eine gewaltige innere Hilfe sein.

                   Euer Freund  AL COOK