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ON THE ROAD TO ROCK AND ROLL Anmerkungen

ON THE ROAD TO ROCK AND ROLL  (1986)

Extraplatte EX 51 Anmerkungen und Gedanken.

Liebe treue Leser!


Nun kommt wieder gewaltige Arbeit auf mich zu, weil ich eine LP beschreibe, deren Existenz in der Galerie der Al Cook-Platten wohl eimalig ist, denn es wird aus Gründen, die später erläutert werden, keinen zweiten Aufguß geben. Vom Standpunkt der Vielfalt und der Komposition, sowie der Textwahl kann man dies die aufwendigste Produktion meiner Laufbahn nennen.
Wie jeder Künstler, habe ich natürlich auch meine Phasen und Perioden, in denen ich die Dinge die sich in mir tun, auf eine andere Weise auszudrücken gedenke. EX 51 war jedoch die letzte Platte auf der ich mich mit aktuellen Themen auseinandersetzte. Beschrieb der „Workin‘ Man Blues“, die Einsamkeit des sensitiven Außenseiters in der unverständigen Welt des Industrieproletariats, oder der „Hard Rock Blues“ mein Unbehagen während der ersten Wirtschaftsrezession 1975, befaßten sich „Confidential Confession“ und „Jitterbug Boogie“ mit meiner etwas militanten Einstellung gegen die aufkeimende Discokultur, die der swingenden Musik durch ihre Stumpfheit und egomanische Selbstdarstellungsphilosophie ein unrühmliches Ende setzte. Das abzusehende  Ende ist uns ja als bösartig-aggressive Techno- und Ecstasy Welle bekannt. Mir war schon in den 60ern klar, wohin die vormals  harmlose Menocilschluckerei und die ersten Joints hinführen würde. Ich frage mich schon länger, wieso ich die heute bereits verklärten 60er und ihr Revolution-Getue so haßte. Es war nicht allein der Umstand, daß sie der Ära meiner Idole und meines Zeitgeistgeschmacks für alle Zeiten ein Ende bereiteten, nein, es war einfach die Kultur, die mich mit ihrer Rauschgift- und Gammlerphilosophie abstieß. Man zerstörte aus rotzbübischem Trotz Werte und ließ uns dann ohne Alternative zurück. Doch heute weiß ich, daß das alles eine politisch geschickt ausgeklügelte Destabilisierungskampagne raffinierter Ostblock-Geheimdienste war, denn nach dem Fall des Sowjetimperiums hörten sich auch die Kommunen und die Ho-Ho-Ho Chi-Minh Schreierei auf. Geblieben ist uns die zerstörerische Rauschgiftkultur und mit ihr die Amoral und schließlich Aids. Der schlampige Gammlerlook heißt heute Designermode und die militanten Autonomler sitzen heute in Ministerien und Vorstandsetagen und sind schlimmer als die, die sie einst bekämpft hatten.



Diejenigen, die an die Rebellion und eine allzu naiv konstruierte bessere Welt der totalen Freiheit geglaubt haben, wurden sanft in die Pfanne gehauen und der Wahl zwischen Anpassung und sozialem Absturz gestellt, aber ohne zu vergessen, ihnen die Scheinfreiheit westlicher Konsumphilosophie zu lassen. Doch nun genug der soziologischen Betrachtungen, denn ich möchte mich auf die Musik konzentrieren, die ich 1989 mit ziemlichem Enthusiasmus in die Rillen brannte.
Wie bei meiner Bluesplatte engagierte ich mir Joachim Palden, ein Gründungsmitglied der legendären ersten Mojo-Besetzung und deren damals noch tätiges Multitalent Christian Dozzler. Ich war entschlossen, einigen meiner Nummern noch Bläsersätze hinzuzufügen, um ihnen ein R&B Flair zu verleihen. Martin Wichtl, Herbert Graf, heute bei den „Untouchables“ und Studiochef Gerhard Wessely (Soundborn Studio) bemühten sich, meinen schemenhaft auf der Gitarre vorexerzierten Riffs zu folgen, was nicht immer ganz rund gelang, weil ich keine Noten schreiben konnte und von Satzarrangieren keine Ahnung hatte. Bei mir spielt sich alles im Kopf ab und das ist für die meisten Menschen nicht immer korrekt nachvollziehbar…… das zu meiner Selbstkritik.
Meine Frau leistete Knochenarbeit, indem sie für die ganze Mannschaft mit Verpflegung, heute nennt man das Catering, ins Studio kam und alles bei guter Laune hielt. Während der Pausen schrieb ich oft noch am Text herum, was manchen den kalten Schweiß auf die Stirne perlen ließ. Das waren keine Dreigriffhonker, sondern komplexere Abläufe, bei denen erst einmal ein Grundgerüst erstellt werden mußte.



Harry, der Drummer, Mike, der Bassist und Joachim Palden am Piano werkten ganze Nachmittage um der wichtigsten Nummer, nämlich „Confidential Confession“ Gestalt zu geben. Ich bestand auf spezielle Baßfiguren, die an weiße Swing-Boogie Typen wie Freddy Slack erinnerten, denn ich wollte, daß der Song nicht nur swingte, sondern wegen des provokanten Textes auch im Radio Aufsehen erregte. Dasselbe Muster verwendete ich auch bei „Jitterbug Boogie“, nur behämmerte Christian Dozzler diesmal die Tasten. Die unbekannteste Nummer meiner Swingtrilogie war vom Titel her bereits ein Fall für eine Mißinterpretation, denn sie hieß „Calling All Rockers“. Das war 40er Swing in Reinkultur. Für mich waren die ersten Rocker ja swingige R&B und Jive-Typen, die mit Slacks (weiten Bundfaltenhosen), zweifärbigen Al Capone Schuhen und breitgeschnittenen Single-Button Jackets mit Schulterpolstern unterwegs waren. Bei uns sind die Jitterbugs mit dem Erscheinen der Fifties-Kultur verschwunden, wie vor ihnen die Zoots. Ich aber lebte innerlich einfach in dieser Zeit und sang mir meinen Protest gegen die Discokacke und ihre Helden von der Seele. Ich erwartete mir eine Kriegserklärung und ein Gezeter seitens der Disco-Fans, Protestanrufe im Rundfunk oder zumindest eine Diskussion oder irgend ein Aufsehen. Sogar die Austria Wochenschau drehte einen Clip von dieser Nummer, aber wenn man dem Österreicher nicht sein Schnitzel, sein Vierterl oder sein wöchentliches Match streitig macht, kann man offensichtlich tun was man will, denn was wir uns von den Politikern bieten lassen, sagt ja genug.
Die Eröffnungsnummer „Get All Up“ war einige Jahre eine Art Signation, die ich als Warm-up an den Beginn meiner Konzerte setzte, um Stimmung zu machen….. und siehe da, ich bekam sie mehr als 10 Jahre später als Intro zu einem Dennis Jale Auftritt(!) zu hören. Es ist unglaublich, wieviele Musiker ich unbewußt beeinflußt habe. Da darf man dann schon ein wenig stolz sein, oder?



Bevor ich mich aber nächste Woche ans Abhören der Texte mache, muß ich noch ein paar Zeilen in eigener Sache unterbringen und zwar meinen Dank an das phantastische Publikum, das mit mir eine Art Renaissance im Papas Tapas gefeiert hat. Nach langer harter Zeit hat sich wieder was in der Szene geregt und ich habe wieder mit Freuden vor Publikum musiziert. Da ich ein Mensch von der Sorte bin, die niemanden vergißt, möchte ich die Leistung unseres gemeinsamen Freundes „Busy Tom“ Deinbacher würdigen, der sich für diese Veranstaltung den Südpol aufgerissen und seiner Festplatte die Gurke gegeben hat. Ich hoffe, daß ihr auch bei seinen anderen Veranstaltungsaktivitäten so zahlreich erscheint.
Was mich aber nachdenklich stimmt, ist die Tatsache, daß sich kein Einziger aus dem üblichen Bluespublikum hat sehen lassen, die Gründe wären sehr interessant. An sich liegt mir daran, immer neue Publikumsschichten anzusprechen und für mich und meine Musik zu gewinnen, aber ich würde gerne auch wieder einmal alte Bekannte begrüßen.

Liebe Freunde! Mein nächstes größeres Konzert ist am Montag, dem 29.Oktober 2001 im „Jazzland“, 1010, Franz Josefs Kai 29. Da es im „Landl“ nicht üblich ist, Resevierungen zu tätigen, wäre es zweckdienlich, spätestens um 20,30 Uhr die Plätze eingenommen zu haben. Es wäre mir ein Luftsprung, viele Fans von www.blues.at begrüßen und erfreuen zu können sowie auch über meine Web-Stories zu plaudern.
Bringt auch Eure Big Fat Mamas mit, das macht Stimmung.

                                     The Blues Never Dies        Euer   AL COOK                    © Al Cook 2001