Al Cook



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SLIDE GUITAR FOOLIN‘ Tracks

SLIDE GUITAR FOOLIN‘ (1973)

1) SLIDE GUITAR FOOLIN‘ (Medley) (4:57)

Rec.: ca. März 1971 Privatparty.
Intro, B) Slide Guitar Rag, C) Blue Prayer.
Auf  unzähligen Parties war ich als gerngesehener Alleinunterhalter engagiert, denn es war Anfang der 70er hip, heute würde man cool sagen, Al Cook im Original unter den Gästen sitzen zu haben und seinem Spiel zu lauschen. Ich war froh, nicht zu Hause vor Langeweile zu sterben und vielleicht doch zu zwischenmenschlichen Kontakten zu kommen. Diese spezielle Party war aber kein Engagement, bei dem ich, wie so oft, als Kofferradio mißbraucht wurde, sondern eine Zusammenkunft von Freunden, bei denen ich gern spielte.
Während ich so dahinklimperte, klebten meine Augen an einem reizenden Mädchen, das der Gastgeber mitgebracht hatte. Leider konnte sie kein Wort deutsch, denn sie stammte aus Dünkirchen in Nordfrankreich. Die Freundin des Gastgebers konnte leidlich französisch und erklärte ihr wer ich sei und was ich mache. Man hört anfangs, wie das Mädchen verständnisvoll „oui, oui“ hauchte. Nächsten Tag zeigte ich ihr ein wenig Wien. Wir einigten uns auf englisch und so wurde es ein netter Tag, der aber sein jähes Ende fand, als mein Vater erfuhr, daß meine zarte Eroberung eine Französin war. Vater machte im Krieg fürchterliches in französischer Gefangenschaft durch und rastete innerlich fast aus. So ließ ich die Kleine wieder nach Dünkirchen fahren und blueselte wieder vor mich hin.


2) CHARLEY PATTON BLUES (2:39)

Rec.: 4. Dezember 1972, Club Electronic
Mit Rudolf Berger, Violine.
Charley Patton, der Urvater des Mississippi Blues war von Anfang an einer meiner Idolfiguren. Patton war eigentlich kein Schwarzer, so wie er im Buche des Blues stehen mag. Zu 2/3 weiß und indianischer Abkunft, sah er eher wie ein europider Mexikaner aus, bei dem nur Spuren negroider Genese auszumachen waren. Sieht man sich sein PR Foto aus dem 1929er Paramount-Katalog an, straft Pattons Bild bereits sämtliche Bluesfaschisten Lügen, die da behaupten, daß schwarze Hautfarbe für die Glaubwürdigkeit eines Bluessängers unerläßlich sei.
Patton wurde auf zahlreichen Aufnahmen aus den 20ern von Henry Sims, einem aus ethnologischer Sicht primitiven Bluesfiddler begleitet, der offensichtlich sein Leben lang kein Kolophonium gekannt hatte und dessen Spiel sich oft wie eine rostige singende Säge anhörte. So einen Fiddler zu finden, war und ist bis heute ein fruchtloses Unterfangen. Erst 1995, anläßlich meiner CD „The White King Of Black Blues“ kam Chris 4er Peterka an diesen Sound heran, nachdem ich ihn bat, simpel zu denken und ja kein Kolophonium zu verwenden.
In den frühen 70ern spielte ich auf unzähligen Mini-Woodstocks, wo ich einen enthusiastischen Geiger namens Rudi Berger traf. Ich jammte mit einer bunt zusammengewürfelten Band und Rudi geigte sich einen runter. Damit war er engagiert. Im Electronic-Studio bekam er vor der Aufnahme weiche Knie, aber ich weiß mit Musikern umzugehen und bald verschwand die Scheu vor dem Mikrophon. Das hat er mir bis heute nicht vergessen und als er zum rennomierten Jazzgeiger avancierte und sogar ins Vienna Art-Orchester aufgenommen wurde, redete er noch immer mit Achtung und Respekt von mir. Ein wahrer Gentleman.


3) LONESOME BLUES (3:27)

Rec.: 10. Jänner 1973, Club Electronic
Die einzige Gesangsaufnahme dieser LP.
Drei Tage hatte man mich live im Club Electronic aufgenommen, aber es wollte einfach keine Stimmung aufkommen. Jeder wußte, das es mit dem Club zu Ende ging und trotz Intervention namhafter Künstler kein Subventionsgroschen locker gemacht wurde. Die kulturpolitischen Kriterien bezüglich Subventionen seitens der Republik Österreich habe ich bis heute nicht durchschaut. Faktum war, daß die Livesessions in meinem Archiv dahinmodern und ich sie mir nicht einmal noch angehört habe.
Am 10. Jänner 1973 als man das Clubinterieur schon zum größten Teil demontiert hatte, setzte ich mich vor ein billiges Mikrophon, das noch herumlag und nahm zwei Gesangsnummern auf. Die erste war „Lonesome Blues“, die zweite nannte sich „Frisco Blues“. „Frisco Blues“ blieb unveröffentlicht und wurde erst vor kurzem von mir wiederentdeckt und neu arrangiert, auf meine kommende CD „The Country Blues“ aufgenommen.
Doch nun zum „Lonesome Blues“.
Ich war 28 Jahre und sehnte mich naturgegeben nach einer eigenen Familie, die ich mir aber bis zum heutigen Tag aus Verantwortungsgründen versagt habe. Damals fehlte mir jedoch zuerst einmal die weibliche Komponente und ich sang einfach drauflos.


Ain’t got nobody, I’m lone here by myself (2)
And the woman I love, she got somebody else.
Lawd, I’m sittin‘ here lonesome and can’t get satisfied (2)
And the woman I love, she is sombody elses bride.
She’s the one I love mama *), she’s the one I pray to see (2)
Oh, the blues overtake(s) me and awful heartaches worry me.
Well, the women don’t care lawd, if I’ve to live just like a dog (2)
If I’m drinkin‘ muddy water and sleep down in a hollow log.
Ain’t got nobody, behind my kitchen door (2)
And no sweet children ain’t playin‘ on the floor.
*) Da Mutter schon fast drei Jahre tot war, mußte ich in meinem Unterbewußtsein noch immer den Drang verspürt haben, ihr mein Leid zu klagen, da ich unter den Lebenden niemanden hatte, der mir Verständnis entgegenbrachte.
Ich kämpfte um diese eine Gesangsnummer, weil ich nicht bloß als Gitarrenfreak verkauft werden wollte.


4) SUN GOIN‘ DOWN

Rec.: 25. Juli 1971, Blues Club Linz
In den frühen 70ern gab es in Oberösterreich einen sehr vitalen Fankreis, den „Bluesclub Linz“, geführt von der rührigen Familie Trübswasser. Der Chef, Gunther Trübswasser saß seit seiner Jugend im Rollstuhl, aber die positive Rohkraft, die dieser Mann ausstrahlte, beschämte mich ganz gründlich, denn ich war ein fatalistisch-depressiver Typ, wenn ich mich unbeobachtet fühlte und nicht auf der Bühne den Zampano machen mußte.
Es war mir angenehm, wieder einmal von zu Hause Urlaub zu haben und nicht den aggressiven Mief der Fabrik atmen zu müssen. Ich verbrachte zwei Tage bei Trübswassers und nahm ein paar Instrumentals auf.
Der Anlaß war eigentlich, daß man mein Können auch amerikanischen Blueslabels präsentieren wollte. Die Firma „Yazoo-Records“ protegierte einen weißen Bluesmusiker namens Graham Hine, der so gut es ging, die alten Meister imitierte. Man meinte, das der Gute im Vergleich gegen meine authentische Urkraft schlecht aussehen würde und ich solle doch zum Vergleich ein paar meiner Aufnahmen nach Amerika schicken. Was herauskommen mußte, ist mir jetzt klar, doch 1971 war ich noch zu naiv. Im Gegensatz zu uns pocht jedes Land erst einmal auf seinen Nationalstolz. Mit anderen Worten, kein Schwein hat wieder eimal reagiert.
„Sun Goin‘ Down“ ist eine kommentarlose Stilstudie für Mississippi-Blues Gitarre, die ich spontan von mir gab.


5) ST.LOUIS BLUES (Take 2)

Rec.: 25. Juli 1971, Blues Club Linz


Man glaubt es kaum….Country Blues im ORF. 1971 gab es eine „Spotlight“ Sendung in der nicht nur Johnny Parth für sein Roots-Records Label werben konnte, sondern man präsentierte einen lebenden Blueskünstler per TV. Schwarze hatte man in diesem Genre gerade nicht zur Hand und so entschloß man sich, den Elvislockigen Alien aus der Atlantis-Szene vor einem Massenpublikum spielen zu lassen. Ich wollte so gern singen, aber man meinte ich solle doch nur Gitarre spielen, das wäre genug für ein Donovan-verwöhntes Publikum.
Bei den Proben drückte ich nämlich meine Lunge fast zum Mund heraus, um mich in dem fast schalltoten Studio selbst zu hören. Dem offensichtlich bezahlten Statistenpublikum klappte der Unterkiefer herunter als ich „Roll And Tumble Blues“ aus heißer Kehle schleuderte. Das ging nicht, also setzte man mich auf eine trottelhafte Dekoration aus Autoreifen und ließ mich den St. Louis Blues spielen. Ich erhielt 1500 Schilling Gage, die ich mitleidig einem armen Mädchen schenkte, das seine Miete nicht bezahlen konnte. Das ist Al Cook, so war es. Obwohl sich Peter Rapp durch den damals noch nicht so bekannten Herbert Fechter vertreten ließ, weiß er durch Erzählungen, wer ich bin.

6) ROLL AND TUMBLE BLUES (Take 1)

Rec.: 10. April 1971, Home Recording
Von einem Verrückten, der nach Erzählungen später an Rauschgift gestorben sein soll, bekam ich eine grauenhafte Gitarre geschenkt. Der Korpus war geklebt und der Hals war derartig nach oben verzogen, daß man nicht einmal einen E-Akkord in Einserposition greifen konnte. Es war ein altes schwedisches Levin-Modell, das wie ein Blechnapf klang. Das war für mich das richtige Instrument, um mit der archaischen Messertechnik wie weiland der alte Charlie Patton „Banty Rooster Blues“, eine Art Steinzeitversion von Roll And Tumble Blues zu spielen. So einen Sound bringt heute keiner mehr zustande. Muddy Waters Fans werden schwerlich eine Ähnlichkeit mit dem Chicago-Blues Klassiker erkennen.


7) JACK O‘ DIAMOND BLUES (3:03)

Rec.: 25. Juli 1971, Blues Club Linz
Creedence Clearwater Revival-Fans werden diese Nummer sicher kennen. Ich weiß nicht, wen sie als Komponisten genannt haben, aber das ist ein steinalter Texas-Blues Klassiker, der wahrscheinlich aus der Zeit der One-Chord Ära kommt. Ich kenne „Jack O‘ Diamond Blues“ von meinem Favoriten Blind Lemon Jefferson. Übrigens ist das die einzige Nummer, die er mit der Messer-Slide Technik aufgenommen und dazu gesungen hat.
Bevor der volle Rhythmus einsetzt, imitiere ich field-cries auf der Gitarre. Da das Fenster offen war, hört man teilweise den Straßenlärm, der unmißverständlich an die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts erinnert. Welch ein Stimmungsbild sich daraus ergibt, kann nur unsensiblen Ohren verborgen bleiben.
Mein Produzent wollte mir nach dem Erfolg der CCR Version eine zweite Aufnahme machen lassen, bei der ich eine Sängerin begleiten sollte, der er den Text singen ließ. Es kam auch dazu, aber die Aufnahme ist verschollen. Vielleicht besitzt die Dame noch ein Testexemplar.

8) GEORGIA BLUES (2:56)

Rec.: 25 Juli 1971, Bluesclub Linz
Für Fans der 12-Saitigen Gitarre und des Blind Willie McTell ist diese Nummer zum Klassiker geworden. Ich nahm sie noch mehrmals auf, erreichte aber nie mehr diese historisch klingende Atmosphäre.
Ich kannte keinen Weißen, der Blind Willie McTells slide-guitar Stil auf der 12-Saitigen beherrschte oder auch nur annähernd interpretieren konnte. Von Yazoo-Records kam nicht einmal ein Furz über den großen Teich.


9) COUNTRY BLUES NR.3 (2:11)

Rec.: 10 April 1971, Home Recording
Kaum eine Handvoll Cook-Fans wissen, daß ich einen jüngeren Bruder habe, geschweige denn, das er auch Gitarre spielte. Es gibt ein Foto aus dem Jahre 1966, das uns gemeinsam mit unseren Instrumenten zeigt. Ich wollte damals die wahren Blues-Brothers auf die Bühne bringen, aber da begann sich mein Bruder für die Beatles zu interessieren und brach mir damit das Herz. Ich konnte mich nur auf ein Slide-Guitar Thema erinnern, das er gespielt hat und verarbeitete es zu einer eigenen Nummer.

10) DUST MY COUNTRY BLUES (2:57)

Rec.: 15. August 1971, Home Recording
Al Cook: Lead- und Rhythmusgitarre, sowie Washboard.
1965 kaufte ich mir von hart gespartem Urlaubsgeld ein damals luxuriöses Heimtonbandgerät auf dem ich bis in die mittleren 70er täglich aufnahm und wieder löschte. Eines Tages im August 1971 packte mich der Ehrgeiz und ich spielte Elmore James‘ „Dust My Broom“ in einer Country-Blues Version. Mich ärgert bis heute, daß ich kein perkussives Talent habe, aber damals packte ich Mutter’s Waschbrett und spielte mit bloßen Fingern drauflos, bis sie so schwarz wie die meiner Vorbilder waren. Man kann bei dieser Nummer deutlich hören, daß ich manchmal den Faden verliere, aber wen kümmerte es damals. Es ist auf der Platte.


11) SOME HAPPY DAY (1:47)

Rec.: 2. Mai 1971, Home Recording
Diese Nummer diente dazu, die Bluespuristen an der Nase herumzuführen.
„Some Happy Day“ ist ein Song einer Vaudeville-Sängerin namens Sophie Tucker, den ich auf 78er Schellack  besitze. Diese Nummer war ein Tagesschlager, den Charley Patton ziemlich grausam zum Mississippi-Blues konvertierte. Ich machte eine Instrumentalaufnahme, bei der ich Pattons Gitarrespiel aufs I-Tüpfelchen kopierte und meine Aufnahme als unbekannten Test kursieren ließ. Meine Ehrlichkeit siegte aber und ich klärte schmunzelnd den Sachverhalt zur rechten Zeit auf.

12) CARINTHIAN STREET BOOGIE (1:46)

Rec.: 4. Dezember 1972, Club Electronic
Mit Martin Pyrker am Piano.
1972 lernte ich den Moderator der legendären Bluessendung „Living Blues“, Hans Maitner kennen, der ein großer Piano Blues und Boogie-Woogie Fan ist. Bei ihm hörten viele, was richtiger Blues und Boogie war. Hans Maitners historische Tat war es, die Mojo Blues Band aufs Gleis zum Welterfolg gehoben zu haben.


Aber 1972 gab es nur mich und den damals noch unbekannten Martin Pyrker, einen 18 jährigen Jusstudenten. Martin war aber schon damals mit der Creme der deutschen Boogie-Woogie Bewegung bekannt. Axel Zwingenberger, Vince Weber und der selige George Möller, waren das leuchtende Dreigestirn am Boogie Himmel. Hans Maitner stellte mir Martin vor und wir jammten in dessen Wohnung dutzende Male.
Wir wollten ein legendäres Piano-Gitarren Duett produzieren, wie es „Hastings Street“ mit Charlie Spand und Blind Blake war. Kurzerhand spielten wir einfach, was uns einfiel, und ich verlor den Anschluß an ein Pianobreak und sagte:“Aus, aus, jetzt haben wir’s verhaut“. Zwei andere Takes folgten nach, aber der Produzent bestand auf die Abbruchversion, um die Platte mit einem Gag ausklingen zu lassen. Irgendwo habe ich die anderen Versionen noch. Vielleicht produziere ich irgendwann eine zweite „Slide Guitar Foolin‘“ mit unbekanntem Material, vielleicht eine Wellpappen-CD…..wer weiß.

Das war die Story um SLIDE GUITAR FOOLIN‘. Meine nächster Beitrag behandelt „meinen Kampf“ mit Bellaphon Records und deren halbherziges Produkt HARD ROCK BLUES.
Bis zum nächsten Mal krame ich wieder Schwänke aus meinem Leben hervor und verbleibe Euer AL COOK