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DER PHÖNIX STAUBT DIE FLÜGEL AB

I Believe, I’ll Dust My Wings.  –  © Al Cook 2003

DER PHÖNIX STAUBT DIE FLÜGEL AB.

Meine lieben Freunde und Fans!

Eigentlich wollte ich bereits Anfang Jänner ein Prosit zum Neuen Jahr verfassen, aber mir fiel einfach nichts halbwegs Gescheites ein. Von Zeit zu Zeit habe ich so eine Art Buffer-Underrun und mache es mir gemütlich, bis sich wieder die Kreativität einstellt, aber es wollte sich einfach nichts tun. Es schien mir, als fühlte ich mich wie ein ausgeblasenes Ei. Zudem muß ich gezwungenermaßen wegen meiner, übrigens gut überstandenen Herzoperation, strenge Diät halten. Eigentlich sollte ich froh sein, daß mich nicht der „Pepi-Onkel“ (Tod, anm. D. Verf.) geholt hat und meine Wiedereinstiegskonzerte nette Erfolge waren.
Die Stimme hatte glücklicherweise nicht gelitten und ich fühlte mich körperlich um Klassen besser. Endlich paßten mir nach 17 kg Gewichtsverlust meine Anzüge wieder. Meine Frustfresserei hatte mir einen Cholesterinspiegel von 1700 und drei verkalkte Herzkranzarterien beschert. Das konnte nicht gut gehen, denn als ich mein Blutbild betrachtete, las sich das wie ein Freibrief für den Zentralfriedhof.
Doch damit war es der Rückschläge nicht genug. Am 14. Jänner dieses Jahres brach ich dann endgültig in die Knie. Ich wurde kurz wieder übermütig und aß in einem Anfall von Heißhunger anderthalb Kilo süßsaure Äpfel. Der Magen blähte sich auf und verklemmte sich in einem Zwerchfellriß, den ich mir vor 13 Jahren in einem Fitness-Studio einhandelte. Zudem drückte es mir die Magensäure in die Speiseröhre und diese entzündete sich. Die Schmerzen steigerten sich bis zur Bewußtlosigkeitsgrenze und ich mußte wieder ins Krankenhaus, aber nach einer Woche stand ich wieder auf der Bühne und schmetterte meinen Blues. Ich hatte nur einen Gedanken; wieder voll in die Szene einzusteigen.
Da ich außer zu Auftritten und zum Einkaufen kaum das Haus verließ, verlor ich ein wenig den Faden zur Außenwelt. Zu Hause übte ich wohl tagtäglich Gitarre und Klavier, aber es wollten keine Ideen kommen. Prompt fiel ich in ein schwarzes Loch und hatte das untrügliche Gefühl, überfällig zu sein. Ich wurde träge und schlief alle Stunden ein. Was ich auch spielte, es kam immer das Gleiche heraus. Ich hätte auch noch soviel zu sagen gehabt, aber da war einfach diese Blockade. So etwas kommt bei fast allen Künstlern vor, aber als ich letztens mit meinem Freund Stephan Rausch telefonierte, erschütterte ein trocken vorgebrachtes Statement meine Lebensgrundlage.



Es gibt nur wenige Menschen, auf die ich höre und deren Worte mir unter die Haut gehen.
Wir diskutierten über dies und das und plötzlich kam ihm etwas über die Lippen, das mich über mein Leben und meine Daseinsberechtigung ernsthaft nachdenken ließ:
„So wie sich die Bedeutung von Ausdrücken mit der Zeit geändert hat, versteht man heutzutage unter dem Begriff BLUES sicher etwas anderes als wir.

Ich plauderte weiter, aber als ich den Hörer auflegte, stand ich in der Küche, starr und meines Körpers kurzzeitig nicht bewußt. Was hat der Gute gesagt? Wozu habe ich mir 40 Jahre den Südpol aufgerissen, um den Unbedarften die „wahre Lehre des Blues“ beizubringen? Wenn man unter BLUES etwas völlig anderes versteht, welchen Sinn hat es dann, die Leute über Clapton, Winter, Canned Heat und Co. aufzuklären, wenn sie das als Blues empfinden. Kein Wunder, daß dabei die Chemie irgendwo nicht stimmen kann.
Plötzlich kam ich mir vor, wie ein Vortragender, der sich ärgert, weil die Schüler sein Althochdeutsch nicht verstehen. Was soll ich noch auf dieser Welt?? Habe ich mein Ablaufdatum schon überschritten? Ich bin kein Museumswärter, der in der Verehrung der alten Meister erstarrt, denn meine Musik ist lebendige Kunst und hart erarbeitete Ausdrucksform.
Soll ich mein ganzes Zeug verkaufen, auf Privatier machen und wieder zum Alois Koch werden?
Nein, dazu habe ich zu lange gegen Banausen, Popkultur und Musikantenstadelmentalität gekämpft. No, Sir!!
Zumindest wollte ich zum 60er noch einmal die Puppen tanzen lassen und ein Monsterkonzert auf die Beine stellen, wie weiland zu meinem 25jährigen Bühnenjubiläum. Meine Lifestory habe ich schon zu schreiben begonnen und bin dabei, meine komplette Diskografie mit vielen unbekannten Aufnahmen herauszubringen. Das wäre Arbeit genug, dazu fehlt mir nur noch ein geeigneter Verlag, der meine Geschichte auch druckt. Vielleicht meldet sich einer.

Meine Frau und einige meiner Freunde machten sich schon Sorgen um mich. Und was ist mit den vielen Musikern, die für mich Benefiz gespielt haben und den zahlreichen Fans, die sich wie so oft für einen schönen Abend mit meiner Musik bedankt haben. All diesen Menschen bin ich es einfach schuldig, mich beim eigenen Schopf hochzuziehen und wie so oft, die Asche von meinen Flügeln abzuschütteln und aufzusteigen.

Also, kommt am 16. April um 20h ins Jazzland, Franz Josefs Kai 29, 1010 Wien

Es grüßt Euch aus vollem Herzen      Euer AL COOK