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WORKING MAN BLUES Texte

THE COMPLETE AL COOKAmadeo AVRS 9259 St 

WORKING MAN BLUES


1.  DELTA COUNTY BLUES (4:18)

Dies ist die Instrumentaleinleitung zur ersten reinen Bluesplatte im deutschen Sprachraum. Ich demonstriere hier die Delta-Blues Stile von Charley Patton und Son House in einer improvisierten Hörstudie. Der moderne, etwas verhallte Sound läßt aber die Atmosphäre nicht optimal von der Platte kommen.
Ich sollte, groß angekündigt, eine Session mit Son im Konzerthaus absolvieren, aber fünf Minuten vor dem Auftritt trat Johnny Parth auf die Bühne und verkündete, daß Son House wegen eines Schwächeanfalls nicht erscheinen könne und wir bekamen anstatt Blues 2 Stunden lang die „Bluegrass Specials“ zu hören, also die gegenteilige Welt. In Wahrheit verlangte Dick Waterman, Son’s Manager eine für die kleine Bluesgemeinde zu hohe Gage. Amis können leider nur in Dollars denken. So bekam ich Son House nie zu Gesicht.


2. WORKING MAN BLUES (3:54)

Das ist die legendäre Aufnahme meines wohl bekanntesten Songs. Ich war zu Beginn meiner Blueskarriere stilistisch noch nicht sehr eigenständig. Meine Stimme klingt noch ziemlich hell und der Tonfall läßt bemerken, daß ich es noch nicht geschafft hatte, mich von Elvis‘ Schatten zu emanzipieren. Als Stilmittel verwendete ich die Gitarrencharakteristik von Texas-Bluesman Lightnin‘ Hopkins. Wie die alten Bluestypen nahm ich es anfangs auch mit der Einhaltung der 12-Takt Struktur nicht so genau.


Well, I’m a working man and Ive been workin‘ all day long (2)
After I’d done my work, all I’d done was wrong.
I’ve been workin‘ Lawd, from seven to half past four (2)
But when I come home in the evenin, the blues is waitin‘ `n front my door.
Well, I’m leanin‘ I’m leanin, against the factory wall (2)
Nobody’s waitin‘ for me lonesome fellow, doggone blues, I hear your call.
I’m workin‘ and sleepin‘, yes indeed and nothin more (2)
Saturday evenin‘ I believe, workin‘ man blues done got me sore.
Standin‘ at my workplace, shoutin‘ blues that way (2)
I wish, the sun will shine down baby, in my backdoor someday.


3. COUNTRY ROCK (3:14)

Nicht das, was man gemeinhin heute unter diesem Begriff versteht. Ich war bis zu Beginn der 90er nie ganz vom Rock’n’Roll abgenabelt und versuchte, auch dem Country-Blues manchmal einen rockigen touch zu verleihen.
Übrigens war das die Nummer, die Chris 4er Peterka zu seiner Lieblingsnummer erkor und dadurch zum Slide-Guitar spielen kam.


4.LONELY BOY MOAN (4:53)

Bei dieser Nummer wußte auch der ehemalige Ö3 Oldie Wolfgang Kos nicht, was er kommentieren sollte. Wolfgang schrieb in einem etwas steifen Englisch die Liner-Notes und gab zu jeder Nummer einen informativen Kurzkommentar. AZ Redakteur Günther Poidinger übersetzte die Zeile: …can’t tell my pocket from my shoes mit den Worten: ….bring meine Last nicht vom Boden hoch. Man tat sich damals anscheinend mit meinen einfachen Texten schwerer als mit Bob Dylan’s verschlungenen Metaphern.

I’m a lonely boy, lookin‘ for someone to love.
But nobody wants me, nobody wanna be my turtle dove.
I never had somone, would even hold my hand.(2)
Oh, I can do nothin, leavin for a better land.
I’m so worried, baby, can’t tell my pocket from my shoes.(2)
Lawd I lay down at night, with my lonesome worried blues.
What makes that rooster, Lawd crowin‘ for the dawn of day.(2)
Must I get up in the mornin‘, go my lonesome ways.
I love a woman, Lawd she treats me like a poor old fool.(2)
Oh, she left me in the evenin‘ had a feelin‘ blue and cool.*)
I’m yearnin‘, I’m yearnin‘ Lawdy for someone always hangin‘ round.(2)
Wanna listen to her voice, wanna hear a woman’s lovely sound.
Lord have mercy, with me on my dyin‘ day.**) (2)
If even the devil don’t want me, my soul will go my way.


*) Der Terminus „cool“ hatte damals nicht die heutige positive Bedeutung. Ich umschrieb damals ein Gefühl seelisch kalter Leere.
**) Meine Englischkenntnisse waren damals noch nicht sehr ausgereift und ich wußte nicht, daß es „….mercy on me“ heißen sollte.



5. ROCKIN‘ THE BLUES (2:50)

Wieder löst eine Instrumentalnummer den Gesang ab. Ich war bekannt dafür, daß ich ziemlich perkussiv und rockig (im historischen Sinne) spielen konnte. „Mississippi Man Blues“, eine halbschnelle Rockabillynummer begann mit einem rhythmischen Stakkatoschlag, der sich dann in tuckerndes Fingerpicking auflöste. Der Grund war, daß ich keinen Slap-Bassisten finden konnte, der double-slap spielen konnte. Ich ersetzte faktisch Baß und Sologitarre des klassischen Elvis Trios. Ich war mit meiner Musik damals allein auf weiter Flur.
Diese Gitarrentechnik kommt durch die Koordination von schlagendem Mittelfinger und Dämpferfunktion des Handballens der Schlaghand zustande, was sehr anstrengend ist. Hier spiele ich eine akustische Instrumentalversion von „Mississippi Man Blues“.


6. STONE HEART BLUES (4:06)

Als ich 1967 zum ersten Mal Charley Patton hörte, war das für mich die unsentimental traurigste Musik, die mir je untergekommen war. Patton klang damals für mich wie ein versoffener Bettler, der die ganze Härte seines Daseins mit der Stimme eines Erwürgten ausdrückte. Sein Gitarrespiel war wie das Blind Lemon Jeffersons unrhythmisch und schien noch älter zu sein. Das war für mich das ideale Vehikel, meinen damaligen Weltschmerz auszudrücken.
23jährig lernte ich endlich mein erstes Mädchen kennen. Nach drei Monaten schien sie mich auf Grund meiner sozusagen „uncoolen“ Einstellung zum Leben satt zu haben und verließ mich von einer Minute zur anderen. Drei Jahre lang schaffte ich es nachher nicht mehr, mich nach einer Frau umzudrehen. Tagelang hörte ich mir Charley Patton’s „Heart Like Railroad Steel“ an und schrieb den „Stone Heart Blues“ und brachte es auf 50(!) Strophen, die sich wahrscheinlich ohnehin kein Schwein angehört hätte, aber ich wollte ein paar auf Platte verewigen.

I got a girl in town here boys, she got a heart of stone (2)
Well, If I ask that little girl for lovin‘, she left poor me alone.
I loved that woman, loved her day and night (2)
She used to be my rider, just won’t treat me right.
She left me one evenin‘, at a cold January day (2)
Well, I knew deep inside, my little girl don’t want my ways*)
Repeat verse 2.
I got blues in my kitchen, blues in my dinin‘ room (2)
Well, and I hope deep inside, my little girl come back soon.


*) Natürlich müßte es… don’t like my ways…heißen.


7. THAT BAD WOMAN BLUES (3:03)

Diese Nummer erregte 1970 die meisten Gemüter, weil darin der Teminus „Fuckin‘“ vorkam. Zwar öffnete man bereits 1969 in Woodstock die Schleusen für sogenannte Four-Letter-Words, also gängigen Vulgarismen, doch in unseren Landen gab es noch einen Rest von Schmutz und Schund Gesetz. Man entschloß sich aber doch für die Progressivität, wohl mit dem Augenzwinkern, dadurch einen verkaufsträchtigen Skandal zu produzieren. So etwas geht vielleicht in den USA, aber bei uns reagiert man nur, wenn man das TV Match abschaffen und dem Wiener sein Vierterl streitig machen will.
Musikalisch ist diese Nummer total an das Muster und die Technik in Robert Johnsons „Terraplane Blues“ gebunden. Wie schon in meiner Serie über Robert Johnson ausgeführt, war er die Leitfigur meiner Generation und ist es auch für Nachkommende geblieben.
Daß ich damals noch mit einem Fuß in Graceland war, beweist die erste Zeile:“ She got ways like an angel, but she’s the devil in disguise“.


She got ways like an angel, but she’s the devil in disguise (2)
Well, I don’t want no woman, always tell me lies.
Well, she told me, she’s a virgin, but she gets in bed with ev’ry downtown man she meets (2)
Well, I love that woman, hoo well, but I hate the life she leads.
Well, she got a lot o‘ riders, and their beds seem to be her place (2)
And when I catch that woman fuckin‘, she lies right in my face.
I love a bad, bad woman and I can’t keep myself from cryin‘ (2)
Well, I feel mistreated here, oh babe I don’t mind dyin‘.


8. HENRY THOMAS BLUES (2:33)

Kennern der Bluesgeschichte ist Henry Thomas als ältester aller Texas-Blueskünstler bekannt. 1873 geboren, pflegte er noch den volksliedhaften Blues, den er oft mit Einwürfen auf der Panflöte, den sogenannten Quills untermalte. Die Rockband Canned Heat klaute ihm das Thema seines „Bull Doze Blues“ Ton für Ton und verdiente sich mit „Goin‘ Up The Country“ eine goldene Nase.
Ich spielte ihm zu Ehren eine Instrumentalnummer, die an „Bob McKinney“ angelehnt ist.


9. I GOT THE BLUES (4:27)

Die erste Aufnahme vom Mai 1970 ging aus Schlamperei verloren und so wurde im September schnell eine zweite Version aufgenommen, die mir aber vom Spiel her nicht gefällt. Ich hudelte die Nummer herunter, weil ich nach dem Tod meiner Mutter am 1. Juli nicht viel Interesse hatte, mich in ein Studio zu setzen. Die verlorengegangene Version war im Stile von Arthur Crudup gespielt und war um Klassen interessanter. Man wollte aber den Slidegitarrenteufel hören und so sagte ich widerwillig zu.

Oh, sometimes I’m lonesome, and  again I’m feelin‘ bad (2)
I got the bues, meanest blues I ever had.
I woke up this mornin‘, with my head hung down so low (2)
Well, I had no love last night, what a hard way I have to go.
My head aches awful and my lips are,Lawd, so dry (2)
Oh, I can’t help it, I’m lonesome, oh tell me Lawdy, why.
Oh, you had your fun, with your husband by your side (2)
But I got the blues so bad, Lawd it seems to be my bride.
Yes, it’s so hard to be lonesome, to sleep single in your bed (2)
And the one you’re lovin‘ sleeps with someone else.
Oh, I want you near me, ev’ry night and ev’ry day (2)
To hug and to kiss me, and I’ll be on my way.
Leave your man, leave your man, he’ll get himself another kind (2) *)
If you don’t want to leave him, oh well, I’m gonna lose my mind.


*) Es müßte natürlich quit your man heißen.


10. COUNTRY BLUES Nr.1 (3:35)

Ein typisches Stück, wie ich es spielte, um die Spannung im Publikum zu erhöhen. Ich begann single-string zu spielen und dann fiel „die ganze Band“ ein, das heißt ich spielte noch Baß und Begleitgitarre. Die Presse schrieb damals: „ Al Cook’s Gitarrespiel hat eine unheimliche Dichte, an die nur wenige Musiker in Europa herankommen.“


11. MOONCHILD SONG (3:18)

Jack Grunsky wählte diese seiner Nummern aus, um sie von mir interpretieren zu lassen. Ich weiß nicht, was sich Amadeo-Records damit erhoffte. Gebracht hatte es mir nur den Ruf, Mick Taylor, den damaligen Stonesgitarristen in die Tasche gesteckt zu haben. Mit dem Text kann ich auch heute noch nicht viel anfangen.
Der Einstieg erinnert etwas an den 32-20 Blues von Robert Johnson.

Lawd, I can’t be on the road too long (2)
Cause I miss my baby, at the road I’m on.
I’m a moonchild and I wasn‘t born to roam (2)
Well you know that a moonchild, hoo well he loves his home.
Well, my father, he was a moonchild too (2)
And he built us a house, right off Jeffcoat Avenue.
Well, I ain’t no talker, but I’ve mixed up my mind (2)
I’m a real keen watcher, though the truth is hard to find.
Well, I’m weary, I got holes in my shoes (2)
From walkin‘ the highway with my moonchild blues.

What the hell is a moonchild??


12.COUNTRY BLUES Nr.2 (2:50)

Seit man mich bei meinem ersten Konzert im längst vergessenen „Golden Gate Club“ mit der Messertechnik spielen gesehen und gehört hat, wollte man so eine Nummer auf Platte haben. Ich entgegnete, daß man mich ja auf Vinyl nicht sehen könne, also wozu. Die Sensation bemerkte keiner, denn die Käufer meiner Platten saugten sich am Working Man Blues fest.

Die Musik- und Jugendpresse brauchte ein Alien mit dem sich die unverstandene Generation der Arbeiterjugend identifizieren konnte. Ich ließ sie in dem Glauben, denn es brachte mir großen Bekanntheitsgrad und mithin auch die Möglichkeit, mich aus der Fabrik zu befreien.
Daß ich diese Identifikationsfigur nicht war, merkte man bald und wandte sich der aufkeimenden Wiener Dialektszene zu. Das war die große Chance für Marianne Mendt, Wolfgang Ambros und die nachfolgende Lawine, die heute mit Rainhard Fendrich ihre salonfähige Form gefunden hat. Ich aber machte weiter.

Nächste Woche beschreibe ich das wohl seltsamste Produkt der europäischen Bluesgeschichte.
Euer AL COOK