Al Cook



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AL COOK MEETS TOMMY EMMANUEL

AL COOK MEETS TOMMY EMMANUEL

Wäre ich nicht anläßlich meiner Mitwirkung bei „Stars Of Boogie Woogie And Blues“ an den Folder einer Veranstaltungsreihe eines Gitarrenfestivals gekommen, hätte ich mit Bestimmtheit ein Konzert der absoluten Superlative versäumt. Die Musikpresse berichtet leider eher über die lächerlichen Zungenspielchen einer Miley Cyrus als über ernsthafte Musiker von Weltgeltung.
Ein solcher trat am 14. März 2014 im ausverkauften Kunsthaus Weiz auf und demonstrierte, was man aus einer gewöhnlichen Holzgitarre mit sechs Saiten herausholen kann.

Ich kannte Tommy Emmanuel schon seit längerem von seinen Clips auf Youtube und wollte diesen Giganten einmal persönlich erleben.
Es ist geradezu unheimlich, ja fast überirdisch, was Tommy aus seiner Maton-Gitarre herausholt. Dabei ersetzt er locker vom Hocker eine Dreimannband mit dazugehörigem Schlagzeug. Mühelos kommt dieser alltagsgekleidete sympathische Endfünfziger ohne technische Tricks, Effektelektronik und halluzinogene Laserlichtshow aus. Der Mann hat auch nur fünf Finger an jeder Hand, aber die setzt er derart virtuos ein, daß etwaige Begleitmusiker nur störend wirken würden. Dazu setzt er die Handflächen auch noch als Perkussionsinstrumente ein. Man hat den Eindruck, sein Gehirn besteht aus einer Multitrack-Maschine, die für jeden Finger ein eigenes Programm ablaufen läßt. Das alles scheint mit einer nonchalance abzulaufen, die jeden, der mit Gitarrespiel befaßt ist, in bodenlosem Erstaunen versinken läßt. Dann legt er mit seinem „Guitar Boogie“, einer Art Erkennungsmelodie los und spielt sie so schnell, daß man glaubt, er schafft gleich die Schallmauer. Mir wäre das Stück um zwei Takte langsamer sicher lieber gewesen, aber angesichts des Gesamtkonzertes kann man das als vernachlässigbare Lappalie ansehen. Gleich darauf folgt eine Demonstration, wie man einen Gitarrenkorpus als Schlagzeug zweckentfremden kann, wobei die Besaitung als Snare-Drum fungiert. Das Publikum kommt aus dem Staunen nicht heraus und spendet dem Künstler alle fünf Minuten frenetischen Beifall.
Nach der Pause fragt Tommy Emmanuel, ob sich Beatles Fans im Publikum befänden. Ein Sturm der Begeisterung bricht los und er spielt ein Medley, bei dem jedem der Mund offensteht.
Er gibt den klassischen Beatles-Hits noch zusätzliche Garnierung, indem er die ohnehin schon komplizierte Harmoniestruktur durch nicht mehr entzifferbare Zwischengriffe ausschmückt.
Zum Schluß steigert sich der Beifall zu Standing Ovations und Tommy spielt noch ein paar kurze Stücke und geht mit ehrlichen Dankesworten von der Bühne.

Meine Lebensgefährtin und Managerin führt mich mit Entschlossenheit in den Backstagebereich und läßt Tommy Emmanuel aus der Garderobe holen. Ich reiße mich zusammen und stelle mich vor. Er reicht mir die Hand und wir wechseln ein paar freundliche Worte. Sein gewinnendes, empathisches Wesen läßt ihn fast wie einen Freund erscheinen, dem man problemlos auf Augenhöhe begegnen kann. Ich überreiche ihm meine PR Tasche mit Inhalt und er meint fast entschuldigend, daß er noch Fans zu begrüßen habe. Auch wir gehen nach draußen, wo im Foyer meine Musiker Harry und Mike mit ihren Frauen auf uns warten. Während wir noch etwas trinken, signiert Tommy noch einige Gitarren und spielt ein paar Takte auf einem Banjo.

Ich sehe mir diese Szenerie noch vor der Heimfahrt etwas nachdenklich an und komme zu der Überzeugung, daß das arrogante Gehabe somancher Superstars angesichts dieses liebenswürdigen Giganten eigentlich nur lächerlich wirkt, wenn ich bedenke, daß ich es zwei mal versucht habe, an Eric Clapton heranzukommen und wurde trotz Intervention des Stadthallenchefs nicht vorgelassen. Man sollte diesen Herrschaften mal klar machen, wovon und vorallem von wem sie leben.

Tommy Emmanuel ist wahrhaftig das, was man einen Ausnahmemusiker nennt.