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THE CROSS ROAD BLUES

Liebe Bluesfreunde

Wie letzte Woche versprochen, gehe ich es heute mit der wohl berühmtesten Nummer von Robert Johnson an. Keine Bluesnummer ist so oft von schwarz und weiß interpretiert worden, wie diese. Dabei rankten sich die obskursten Wuchteln um die Entstehung und Auslegung dieses Delta-Hits.

 THE CROSS ROAD BLUES.

Die Hauptverantwortung tragen natürlich in erster Linie die Jazzjournalisten, die mit den fantastischen Geschichten aus dem unergründlichen Mississippidelta die Auflagezahlen der ohnehin nur von Fans gelesenen Heftchen erhöhen wollten. Man grub in den mittleren 60ern fieberhaft nach Überlebenden des berühmten Delta-Kleeblattes Charlie Patton, Willie Brown und Son House. Son war der einzig noch lebende Augenzeuge einer allzusehr romantisierten Cotton-Belt Partie, die die Barrelhouse-Kneipen von Memphis bis Vicksburg unsicher machten. Man fand auch Mager und LeDell Johnson, die aber mit Robert nicht die Bohne verwandt waren, sondern nur über Bruder Tommy ausgequetscht wurden. Jedem Schwarzen, der nur mit Robert die selbe Luft geatmet hat drückte man eine Gitarre in die Hand und hoffte, wenigstens ein paar Töne aus dem Dunstkreis des Meisters zu hören. Manche Schwarze waren nicht dumm und spielten für die Weißen ein bißchen Baumwolle und begleiteten ihren Touristenkäse mit fantastischen Schauergeschichten über Papa Legba, der einen an einer finsteren Kreuzung erwartete und für ein bißchen geschenktes Talent den Eigentumsvorbehalt an der Seele einforderte. Manche warteten zu mitternächtlicher Stunde auf einem Grabstein sitzend auf die Blueserleuchtung.
Diese Mythen sind uralt und wurden erst wieder mit dem Aufkommen der New-Age und Esoterikbewegung populär.
Wenn man die schwarze Seele ein wenig versteht, liegt oft noch ziemlich viel Aberglaube aus der urafrikanischen Genese in ihrem Weltbild. Durch Jahrhunderte ethnischer Diskriminierung und Chancenlosigkeit Bildung zu erwerben, erwuchs den Schwarzen so eine Art Mischung aus naiver Gottgläubigkeit und naturreligiösem Voodoo-Kult.


Einfache Menschen schreiben meistens alles was sich ihrer eingeschränkten Logik entzieht, je nach moralischer Wertung, Gott oder dem Teufel zu.
Johnny Shines, mit dem ich in Wien konzertierte, berichtete mir, daß Robert Johnson ein unheimlich sensibles fotografisches Gedächtnis für Melodien hatte. Ich vermute auch, daß er ein absolutes Gehör und eine starke Triebfeder hatte, nämlich nie auf einer Plantage arbeiten zu müssen. Das macht schon erfinderisch. Um mein Leben nicht in der Fabrik verbringen zu müssen, brachte ich mir ohne Lehrer und Papa Legba Rock’n’Roll und Bluesgitarre bei.
Der Erfolg war der, daß ich 1972 anläßlich eines Konzertes mit Big Joe Williams zum Teufel verflucht wurde, weil ich im guten Glauben ihm zu Ehren „Baby Please Dont Go“ gespielt hatte.
Soweit die Erklärung zu den dunklen Mächten der Hölle.

Robert Johnsons Teufel hat aber ein Gesicht. Er hieß Ike Zinnerman und ist im Beipack der der Doppel-CD Complete Recordings abgebildet. Leider gibt es von Ike keine mir bekannten Aufnahmen.
Robert war einer der ersten Musiker, die nicht nur ausschließlich auf audiovisueller live-basis ihre Erfahrungen sammelten, sondern auch von den bereits damals erhältlichen Schallplatten lernten. Tag für Tag plagte er sich auf der Gitarre ab und befreundete Nachbarn erinnerten sich, daß Robert sie mit seinem gräßlichen Geklimper verrückt machte. Auch Son House, der Johnson nur als Mundharmonikaspieler kannte, meinte er solle doch lieber bei seinen Leisten bleiben. Schade, daß es keine Aufnahmen gibt auf denen Harpklänge zu hören sind
Eines Tages aber war es so weit und Robert ließ die alten Haudegen mit offenen Mündern stehen. Fortan war er der Hahn im Korb und eines Tages vermittelte ihm die American Recording Company die erste Plattenaufnahme. Am Montag den 23. November 1936.