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DAS GESCHÄFT MIT DEM TOD

Robert Johnson: Das Geschäft mit dem Tod

Von Al Cook  © 2000

Am 20. Juni 1937 trat Robert Johnson seine letzte Plattensession an. Diesmal wählte man Dallas, wieder Texas. Offensichtlich hatte er mit ein paar seiner Lieder Erfolg und man entschloß sich, wieder nach Robert zu suchen und ihn vor’s Mikrofon zu setzen.

Um auf Nummer sicher zu gehen, nahm er Lieder in bekanntem Erfolgsmuster auf und versuchte sich an Lonnie Johnson und schlußendlich an Leroy Carr, einem kommerziell äußerst erfolgreichen Singer-Songwriter und Pianisten. „When The Sun Goes Down“ war ein sehr populäres Thema, das von vielen interpretiert wurde und Robert wollte da nicht nachstehen. Eine seiner zahlreichen Bettwirtinnen war eine gewisse Willie Mae Powell, der er offenbar sein „Love In Vain“ widmete. Als sie von John Hammond jr. lokalisiert und interviewt wurde, schmunzelte diese mit leerem Blick vor sich hin, während er ihr die Aufnahme vorspielte. Ja, sie seien ein paar Monate miteinander gegangen und das war’s dann auch. Offensichtlich hat ihr der arme Robert nicht die Koffer zum Zug getragen, sondern ist wie so oft von Johnny Shines beschrieben, einfach im Morgengrauen aus dem Blickfeld seiner Geliebten auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Willie Mae, die schmerzlich Verlorene, hat „Love In Vain“ nie zu Gehör bekommen.

Vielleicht ist sie ihm während der Aufnahmen eingefallen, weil die Produzenten mit einem Hit a la Leroy Carr ein paar sichere Bucks (Dollars, anm.d.Verf.) machen wollten. Dasselbe passierte Son House bei seiner legendären Session am 28. Mai 1930 als er unbedingt etwas wie Blind Lemon Jefferson’s „See, That My Grave Is Kept Clean“ aufnehmen sollte. Das bis heute verschollene „Mississippi County Farm Blues“ ist eine der gesuchtesten Relikte der Bluesgeschichte.


Aber nun wieder zu Robert Johnson.

Seine manchmal klagende Slide-Gitarre, wie sie in „Hellhound On My Trail“ oder in „Milkcow’s Calf Blues“, seiner letzten Nummer vorkam, erscheint mir eher den Eindruck zu machen, daß Robert die richtigen Töne zu suchen schien. Das pentatonische Erbe afrikanischer Musikauffassung ließ in manchen Positionen keine klare Intonation zu. Zwar kannte man die Blue Notes, die irgendwo zwischen großer und kleiner Terz lagen, aber da gab es noch viel mehr und diese Tonalität klang für Europäisch-Abendländische Ohren wie klagendes Weinen.

Man machte aus Robert Johnson einen von Teufeln und hundsgemeinen Weibern gequälten Landgockel, der verzweifelt nach Liebe und Seelenfrieden suchte, aber dabei nur draufzahlte.

Meiner und auch Johnny Shines‘ Meinung war er unsteter, bindungsunfähiger Egomane, dem eigentlich egal war wie eine Frau aussah, Hauptsache er hatte einen vollen Magen und eine Schlafstätte mit femininem Thermophor. Wenn man sich das Bild von Caletta Craft, seiner zweiten Frau ansieht, kann man nicht gerade von einer Ebenholzperle sprechen. Er verließ sie auch, wie er sie geheiratet hatte, um dann mit Robert Lockwood’s Mutter in eine neue Zweckbeziehung einzugehen.

Caletta, die ihren Robert vergötterte, starb kurze Zeit später, wahrscheinlich an gebrochenem Herzen oder an Syphilis, die ihr möglicherweise von ihrem Gitarrero angehängt wurde (Siehe später: Roberts Glück und Ende).


Robert Johnson war also der perfekte James Dean des Blues. Wer den Zerrissenen in seinen Filmen gesehen hat, wird mir beipflichten. Es sollten aber noch über 20 Jahre vergehen, bis ein gewisser Eric Clapton, der Gitarrist bei der Beatgruppe „Yardbirds“ werden sollte, sich in einem Plattenladen die legendäre „King Of The Delta Blues“ zulegte. Ein Jüngelchen namens Alois Koch, der sich von nun an Al Cook nannte und ein paar Monate älter als der gute Eric war, tat das Gleiche. Die Liner Notes von Frank Driggs waren reißerisch geschrieben und der Inhalt der Platte hielt, was das Cover versprach. Für unsere Generation, der Elvis bald nicht mehr wild genug war, offenbarte diese LP den totalen Wahnsinn. Viele Musiker aus der klassischen Rock’n’Roll Ära waren von Johnsons Gesang und seinem schneidenden Gitarrespiel total von den Socken, aber viele wie auch ich, glaubten die fantastischen Schauergeschichten um seine Person. Wir postpubertären Bubis, die wir damals waren, sahen in Robert Johnson einen Typ wie Marlon Brando ihn in dem Film „Der Mann In Der Schlangenhaut“ darstellte. Nur schwarz und viel wilder.

Eines schönen Tages aber mußte Robert Johnson seine Zeche an das Schicksal bezahlen. Der Tag seines Todes nahte. Son House, der ihn ein gutes Stück seines Weges begleitete, meinte, daß es an ein Wunder grenze, daß Robert überhaupt so alt (27!) wurde und man ihn nicht schon früher umgebracht habe.
Aber das will ich Euch nächste Woche erzählen, welch neue Erkenntnisse man über seinen Tod hat und seinen Namen mit Hilfe der Popmusiker zu Blutgeld macht.
                        Euer      AL COOK